Schacht Konrad in Salzgitter: Der Appell der Region verhallt
Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel übergibt mit Lengedes Gemeindebürgermeiter Hans-Hermann Baas und weiteren Vertretern aus dem Bündnis gegen Konrad den Appell der Region an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Foto: rwe

Schacht Konrad in Salzgitter: Der Appell der Region verhallt

SZ-Lebenstedt. 600 Trillerpfeifen, 17 Trecker und gut 700 Demonstranten mit viel Sorgen im Bauch warteten vor der Kulturscheune auf die Bundesumeltministerin, um sie den Protest gegen ein Atomendlager in Schacht Konrad spüren zu lassen. Doch Barbara Hendricks umschiffte diese Klippe und stahl sich in das Gebäude. Die Sprecher nahmen diesen Kniff mit Humor. „Auch wenn Sie sich durch den Hintereingang hineinschleichen, am Widerstand kommen Sie nicht vorbei.“
Im Saal begeneten die Zuhörer und Gastgeber um Oberbürgermeister Frank Klingebiel der Politikerin zwar mit Respekt, doch ihr klares Ja zu Schacht Konrad produzierte viele enttäuschte Gesichter. Mit dem Motto „Konrad stoppen“ war die Stadt an diesem Tag gescheitert, räumte auch Klingebiel zum Abschluss ein. Sie hatte zusammen mit Landvolk, der Schacht Konrad Arbeitsgemeinschaft und IG Metall die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Nationalen Entsorgungsprogramm losgetreten, die dann in einem Appell der Region mündete.
Den von 15 Räten und vier Kreistagen unterzeichneten Beschluss trug Klingebiel zu Beginn der Diskussion vor, doch der verhallte bei der Umweltministerin. Der Ausbau des Erzbergwerkes zu einem Atomendlager geht weiter. Die Bundesregierung hält an Schacht Konrad fest, auch weil dieser aus ihrer Sicht nach einem 20 Jahre langen Verfahren planfestgestellt und richterlich bestätigt ist. Auf diesen Beschluss könnten auch die Betreiber der Zwischenlager allerorten vertrauen, hob Hendricks ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung hervor. Sie sagte aber zu, alle Sicherheitsaspekte nach heutigem Standard zu berücksichtigen und diese auch zu prüfen. Nur wenn alle erfüllt seien, ginge Konrad in Betrieb. Sie kündigte auch eine Transportstudie an – aber erst kurz vor Fertigstellung.
303.000 Kubikmeter Atommüll sollen dort eingelagert werden. Die vieldiskutierte Erweiterung um weitere 300.000 Kubikmeter aus dem gescheiterten Endlager Asse und Uran-Trails aus Gronau ist zwar vom Tisch, aber noch in der Schublade, so Hendricks. Sollte sich kein anderer Standort finden, käme Schacht Kornad dafür wieder in die Prüfung.
Die Ministerin räumte ein, dass das Konzept der Asse „krachend gescheitert“ sei, dennoch ist die Rückholbarkeit bei schwach- und mittelradioaktiven Abfälle für das Ministerium nicht vorgeschrieben. Damit verliert das Anti-Konrad-Bündnis sein möglicherweise stäkstes Argument. Auch die Hinweise, dass die Politik und Energiewirtschaft durch die Täuschungsmanöver rund um den Asse-Skandal viel Vertrauen verloren habe, fruchteten nicht.
Gerade an diesem Punkt wollen Klingebiel und seine Mitstreiter nicht aufgeben. Mit ihnen sei ein Endlager nicht zu machen, hieß es. Möglich sei nur eine Lösung nach einer ergebnisoffenen Standortsuche und mit einer Rückholbarkeit der atomaren Abfälle.