Salzgitters neuer Kämmerer Eric Neiseke seit 100 Tagen im Amt
Ein großer Stadtplan schmückt das Büro: Salzgitters neuer Kämmerer Eric Neiseke will nach und nach alle Ortsteile kennenlernen. Foto: rwe

Salzgitters neuer Kämmerer Eric Neiseke seit 100 Tagen im Amt

SZ-Lebenstedt. 100 Tage ist er jetzt im Amt, da wäre es für Salzgitters neuen Kämmerer Eric Neiseke an der Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Und die fällt positiv aus, trotz fast 400 Millionen Euro Schulden, die einen in seiner Position auch um den Schlaf bringen könnten.

„Nicht nur Salzgitter hat finanzielle Sorgen, das geht vielen Städten so“, sagt der 38-jährige Jurist, der seit dem 1. August im E.on-Gebäude an der Joachim-Campe-Straße sitzt und sich klar war, dass kein leichter Job auf ihn wartet. In vielen Kommunen fehlt der finanzielle Ausgleich, um alle Aufgaben erledigen zu können. Da fühlt sich ein Kämmerer schnell als Schuldenmanager.
Die breite Zustimmung im Rat machte ihm den Dienstantritt leicht, so Neiseke. 39 Politiker votierten für ihn – bei fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung. „Ein gutes Ergebnis“, findet er und freut sich über das Vertrauen der Mitglieder und des Oberbürgermeisters Frank Klingebiel, der ihn vorgeschlagen hatte. Dem Hannoveraner, der Salzgitter schon etwas kannte aus einer sechsmonatigen Tätigkeit für das Referat für Wirtschaft und Statistik im zweiten Halbjahr 2015, fiel der Umzug nicht schwer.
„Es ist schon erstaunlich, was in der Stadt so alles läuft“, sagt Neiseke. Er muss es wissen, denn er ist wie sein Vorgänger Ekkehardt Grunwald als Dezernent nicht nur für Finanzen und Recht verantwortlich, sondern auch für die Kultur. „Die Menschen sind mit viel Herzblut dabei. Ich bin dankbar für den hohen persönlichen Einsatz.“ Er selber sieht sich kulturell eher als Rezipienten. „Schöpferisch ist bei mir keine Begabung zu erkennen.“
Die vielen Seiten seines neuen Amtes mögen reizvoll sein, doch bergen sie auch die Gefahr, sich zu verzetteln. Immerhin gehören auch 200 Leute zu den Dezernaten, die er führen muss. „Ich will mir Zeit nehmen und reinwachsen“, sagt Neiseke. Sicher habe er auch ein paar Ideen, für die er „sachlich argumentieren und streiten“ will, doch noch ist es dafür nicht an der Zeit. Neiseke hofft auf parteiübergreifende Lösungen. „Alle Seiten wollen das Beste für Salzgitter. Es geht nur um den vermeintlich richtigen Weg.“
Sparsam handeln, effektiv und kreativ wirtschaften lautet Neisekes Rezept für seinen ersten Haushaltsplan, der demnächst in den Rat geht. Dass er eines Tages einen ausgeglichenen Etat vorlegen kann, daran kann der Kämmerer unter den heutigen Bedingungen nicht so recht glauben. „Allein aus eigener Kraft ist das kaum zu schaffen.“