Pionierarbeit in Wartjenstedt für die Energiewende
Mit einem Pflugverfahren sollen beim Projekt Wahle-Mecklar die Leerrohre für 380-kV-Erdkabel verlegt werden. Tennet präsentierte die Technik auf einem Feld bei Wartjenstedt. Foto: rk

Pionierarbeit in Wartjenstedt für die Energiewende

Wartjenstedt. Im Rahmen des Projekts Wahle-Mecklar hat TenneT gemeinsam mit dem Kabelpflugspezialisten Frank Föckersperger GmbH ein innovatives Verfahren für die Lehrrohrverlegung für Drehstromerdkabel entwickelt. Das sogenannte Mehrfachpflugverfahren wurde in der Baddeckenstedter Gemeinde Wartjenstedt vorgestellt. Auf einer Teststrecke von rund 200 Metern zeigten die Firmen, wie der speziell entwickelte Kabelpflug bei Wahle-Mecklar eingesetzt werden kann.

Niedersachsen Umwelt- und Energieminister Olaf Lies gehörte zu den Gästen. Er betonte: „Um die Energiewende zu meistern, brauchen wir den schnellen und zügigen Netzausbau. Innovative Techniken wie der Mehrfachpflug helfen, die Akzeptanz bei Landeigentümern und Landnutzern für die Verlegung von Kabeln zu erhöhen.“ Der Test in Wartjenstedt zeige, dass es auch beim Einsatz von Erdkabeln möglich ist, durch neue Verlegetechniken Eingriffe in die vorhandene Bodenstruktur zu minimieren sowie Baukosten und Bauzeiten zu reduzieren.“
Laut TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens will sein Unternehmen das Mehrfachpflugverfahren an den Stand der Technik heranführen, um den Netzausbau zu beschleunigen. „Nach rund drei Jahren Forschungsarbeit ist es ein großer Erfolg, im Bereich von Deutschlands längstem 380-kV-Erdkabelabschnitt diese wichtige Innovation nun auch Vor-Ort zu testen.“
Bereits im Oktober will TenneT mit den ersten Spülbohrungen die Baumaßnahmen für den Kabelabschnitt beginnen. Verläuft die Testphase für den Pflug erfolgreich, möchte das unternehmen das neue Verfahren im Frühjahr 2020 versuchsweise auf geeigneten Streckenabschnitten beim Projekt Wahle-Mecklar einsetzen.
Wie bei der offenen Bauweise wird auch bei dem neuen Verfahren zuerst der nährstoffreiche Mutterboden abgetragen und gesondert gelagert. Der große Vorteil ergibt sich im nächsten Schritt, bei dem ein nur noch rund 40 Zentimeter breiter Frässchlitz für jeweils drei der zwölf Leerrohre erstellt werden muss. Gegenüber der offenen Bauweise stellt dies eine Minimierung des gesamten Bodenaushubs dar. Anschließend können durch den Mehrfachpflug bis zu 1000 Meter lange Leerrohrstränge ins Erdreich gebracht werden. TenneT erwartet beim Einsatz des Mehrfachpfluges eine deutlich reduzierte Bauzeit.
Bei dem Test in Wartjenstedt, der noch bis Mitte Oktober 2019 dauern soll, wird unter anderem geprüft, inwieweit die technischen Anforderungen an die Genauigkeit bei der Verlegung erfüllt werden. Dies schließt eine Reihe an Untersuchungen ein. Unter anderem wird mit einen simulierten Kabeleinzug erforscht, wie stabil die Leerrohrpakete im Erdreich verlegt worden sind.
Beim Kabeleinzug ist aus transportlogistischen Gründen die Größe der Kabeltrommeln auf eine Höhe von  4,7 Meter und auf ein Gewicht von etwa 50 Tonnen begrenzt. Daraus resultiert eine  maximale Länge der einzelnen Kabelstränge von rund 1.200 Metern. Die jeweiligen Kabelsektionen werden durch Muffen verbunden. Deren Montage ist eine Präzisionsarbeit, die eine trockene und saubere Umgebung erfordert. Da Erfahrungen mit der Kabelpflugtechnik bisher nur für niedrigere Spannungsebenen vorliegen, leistet TenneT nach eigenen Angaben „technische Pionierarbeit“, um das Energiewende-Netz zu gestalten.