Grundschüler am Salzgittersee schrauben und sägen für den Werkzeugführerschein
Werkzeug für den Sachunterricht: KiTec-Trainerin Anne Conrad und Bosch-Ausbildungsleiter Helmut Helsinger übergeben Lehrmaterial an Fachleiterin Hella Asche und Rektorin Heike Neugebauer.rwe

Grundschüler am Salzgittersee schrauben und sägen für den Werkzeugführerschein

Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Ganz so hoch reicht der Anspruch der Grundschule am See und der Robert Bosch GmbH zwar nicht, doch der neue Kooperationsvertrag soll das Interesse der Kinder an Technik wecken und ihre manuellen Fertigkeiten stärken.

Werkzeug für den Sachunterricht: KiTec-Trainerin Anne Conrad und Bosch-Ausbildungsleiter Helmut Helsinger übergeben Lehrmaterial an Fachleiterin Hella Asche und Rektorin Heike Neugebauer.rwe

Beim Blick in die Werkzeugkiste hätte vermutlich sogar Bob, der Baumeister, seine helle Freude. Hammer, Säge, Feile und vieles mehr findet sich fein säuberlich sortiert in jeder Schublade. Gepaart mit einem Holz- und einem Materialkasten bildet das Werkzeug eine Einheit für den Praxiseinsatz im Sachunterricht.
„Kinder entdecken Technik“ nennt die von der Industrie 2005 gegründete „Wissensfabrik“ ihr System. Mittlerweile gibt es in Salzgitter acht Grundschulen, die das kostenlose Angebot nutzen. Sie erhalten nicht nur einen von der TU Dortmund und dem Institut für Neurowissenschaft in Ulm konzipierten Klassensatz aus jeweils fünf Werkzeug-, Material- und Holzschubladen, sondern auch das didaktische Handbuch mit Unterrichtsideen, Forschermappen und Kopiervorlagen.

Das alles wird ergänzt durch eine Fortbildung. Die Lehrer machen erst einmal selber den Werkzeugführerschein, bevor sie ihr Wissen über Bau-, Fahrzeug- und Elektrotechnik an die Kinder weitergeben. „Das ist sehr motivierend“, weiß Rektorin Heike Neugebauer. Neue Materialien würden im Lehrmittelraum oft nicht angerührt. Nicht nur, weil sie „zu schade und zu schön“ sind, so Neugebauer, sondern weil die Lehrkräfte oft auch unsicher sind im Umgang damit.

Diese Hürde wird in der Lehrwerkstatt abgebaut, zudem  sorgt Bosch für Ersatz oder lädt neue Kollegen zur Schulung ein. Den Einsatz betreibt das Unternehmen nicht ganz ohne Eigennutz: „Wir setzen auf nachhaltige Bildungsförderung“, sagt KiTec-Trainerin Anne Conrad. Die „Wissensfabrik“ will so dem Fachkräftemangel begegnen und bei Kindern das technische Interesse und Verständnis wecken. „Wer hat heute denn noch eine Werkbank im Keller?“, fragt sich Bosch-Ausbildungsleiter Helmut Helsinger. Immer weniger Kinder schrauben, hämmern und basteln daheim. Die Folge: Die praktischen Defizite bei den Auszubildenden nehmen zu.

Aber nicht nur das handwerkliche Geschick, auch die soziale Kompetenz wird gestärkt, sagt Lehrerin Hella Asche, Leiterin der Fachkonferenz für Sachunterricht. Kommen die Kisten auf dem Tisch, ist Gruppenarbeit gefragt. Asche: „Das ist dann nicht anders als später im Beruf.“

rwe