Gesundheitskonferenz in Salzgitter zu psychisch Kranken
Die dritte regionale Gesundheitskonferenz im Ratssaal in Lebenstedt.Foto: ard

Gesundheitskonferenz in Salzgitter zu psychisch Kranken

SZ-Lebenstedt. 369 Zwangseinweisungen wurden innerhalb der vergangenen zwei Jahre in Salzgitter registriert. Ein Ergebnis, das bei der dritten regionalen Gesundheitskonferenz im Rathaus bekannt gegeben wurde.

„Wer sich ein Bein bricht, bekommt Mitleid. Wer psychisch krank ist, muss sich rechtfertigen“, sagte Erste Stadträtin Christa Frenzel. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in Salzgitter sowie in ganz Deutschland die Versorgung psychisch Kranker verbessert, das teilte sie bei der Gesundheitskonferenz mit. Doch trotz der bereits erzielten Erfolge gebe es immer noch Bedarf an neuen Ansätzen und Lösungen, die das Leben der Erkrankten erleichtern könnte. Zwar wurden viele Ideen entwickelt, doch für die Umsetzung fehlten bislang die finanziellen Mittel, so Christa Frenzel.
Immer wieder müssen Menschen gegen ihren Willen in geschlossene Einrichtungen untergebracht werden. „Der Grund ist oftmals eine Selbst- oder Fremdgefährdung“, erklärt Stefan Müller-Dechent vom Gesundheitsamt Salzgitter. Er gab Daten der Zwangseingewiesenen in der Psychiatrie bekannt. So wurden in Salzgitter im Jahr 2017 insgesamt 219 Menschen weggeschlossen. Im Jahr 2018 gab es bis Ende September 150 Zwangseinweisungen.
Bei den Betroffenen gibt es eine Gleichverteilgung von Frauen und Männern, teilte Stefan Müller-Dechent mit. Unterschiede gab es jedoch im Alter: Rund 40 Prozent waren unter 45 Jahre alt (12 Prozent unter 25 Jahre). Die häufigste Diagnose in der Altersgruppe über 65 Jahre war Demenz. Bei Personen unter 25 Jahre waren Alkohl, Drogen sowie Schizophrenie die Gründe. Persönlichkeits- und Belastungsstörungen kamen bei der Personengruppe von 25 bis 45 Jahre hinzu.
„Zu viele Krisensituationen und letztlich Eskalationen mit Zwangsunterbringungen wären rückblickend vermeidbar gewesen, wenn Verwandte, Lebenspartner, Freunde, Kollegen, Patienten oder Nachbarn bei ersten Auffälligkeiten gehandelt hätten“, so Stefan Müller-Dechent.ar