Es rumort in der Stallgasse in Salzgitter-Salder
Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück dieser Erde: Reitlehrerin Sabrina Mauritz (Mitte) mit einigen ihrer Reitschüler auf dem Reitplatz in Salder. Foto: rk

Es rumort in der Stallgasse in Salzgitter-Salder

SZ-Salder. In der Stallgasse beim Reitverein Salzgitter rumort es seit einigen Tagen. Der Verein steckt finanziell in der Bredouille. Der Vorstand erwägt den Verkauf des Geländes in Salder, um den Klub zu entschulden und wieder finanzielle Spielräume für Jugendarbeit und Turniere zu bekommen. Das könnte aber auch das Ende der Reitschule Mauritz bedeuten, die seit vier Jahren auf der Anlage „Hinter dem Knick“ beheimatet ist.

Die 145 Angehörigen des Reitvereins Salzgitter haben Post bekommen. Sie sind eingeladen am 12. Oktober zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Dabei geht es um die „Privatisierung des Grundstücks und der Gebäude“. Auf mehr als 90.000 Euro belaufen sich mittlerweile die Schulden, die sich in den vergangenen Jahren für Heu, Futtermittel oder die Mistabfuhr aufgehäuft haben. Der Verein, der seine 19 Stellplätze an Pferde der Mitglieder vermietet hat und außerdem Platz bietet für die Reitschule Mauritz bekommt nicht genug Geld in die Kasse, um die Ausgaben zu decken. Entsprechend sind die Gebäude renovierungsbedürftig, auch der Hallenboden oder der Mistplatz entsprechen nicht mehr heutigen Standards.
Vorsitzende Anja Böer und der Vorstand wollen die Immobilie deshalb verkaufen und vom neuen Eigentümer wieder pachten. Das Team ist seit 2015 im Amt, war eingesprungen, als der Klub kurz vor der Auflösung stand. Das Pikante: der favorisierte Investor ist Bernhard Böer, Vater der 36-jährigen Klubchefin. Er will nach einer Übernahme des Geländes die Geschäftsführung seiner Tochter übertragen, die als „Pferdewirtschaftsmeisterin Zucht und Haltung“ und lizensierte Trainerin die fachlichen Voraussetzungen mitbringt.
Der Tierarzt glaubt fest an die Zukunftsfähigkeit der Anlage und will auch investieren. Mindestens 100.000 Euro sind nötig, um Reithalle und Scheune in Schuss zu bringen und den Betrieb wieder lebensfähig zu machen. Der Verkauf soll vor allem den Fortbestand des Vereins sichern, so die Vorsitzende. Einst 300 Mitglieder stark, hat sich diese Zahl mittlerweile halbiert. Es fehlt an der Jugendarbeit und gesellschaftlichen Ereignissen, das soll sich alles ändern. Die Stadt, die ein Vorkaufsrecht hätte, ist bereits informiert. Nächste Woche will Anja Böer im Rathaus ihre Pläne vorstellen.
Das Vorhaben stößt allerdings bei der selbständigen Reitlehrerin Sabrina Mauritz auf Unbehagen, denn sie fürchtet um ihre Existenz. Sie ist seit 2013 in Salder aktiv, hat elf Pferde im Stall. Ihr Pachtvertrag würde wohl nicht verlängert, weil der Verein selber dann einen Schulbetrieb mit geprüften Reitlehrern und eigenen Pferden anbieten will. So plant es der Vorstand.
Ende September 2018 wäre Schluss für Sabrina Mauritz, was zu Protestbriefen geführt hat. Kinder und Jugendliche haben mit ihren Eltern an den Landespolitiker Stefan Klein geschrieben sowie an die Stadt. 80 Reitschüler wären betroffen, jeden Tag ist Unterricht, es gibt Kooperationen mit der IGS oder der Otto-Bennemann-Schule in Braunschweig. Sabrina Mauritz würde gerne selber die Anlage kaufen, bekam aber eine Abfuhr.
„Der Vorstand hat sich dagegen ausgesprochen“, sagt Anja Böer, die nun den Mitgliedern am 12. Oktober die Lage vorstellen will. Sie entscheiden darüber, ob und an wen verkauft wird. Zu der Versammlung ist auch Sabrina Mauritz als Mitglied eingeladen. Sie vermutet, dass der Verein später ausgebootet werden soll und hofft, dass sich keine Mehrheit für den Verkauf findet.

Pferdesportverband hofft auf „gute Lösung“
Die Entwickung beim Reitverein Salzgitter beschäftigt auch den Pferdesportverband Hannover. Der zuständige Regionalbeauftragte Wolf-Tammo Köhne plädiert für eine „fachliche und qualitativ gute Lösung“. Der Standort müsse erhalten bleiben und bezahlbaren Unterricht bieten. Er hat sich die Anlage in Salder angesehen. Der Verein könne die nötigen Renovierungen nicht wuppen, meint Köhne, der 50 Betriebe betreut. Es sei nicht ungewöhnlich, dass ein Gelände privat betrieben und von einem Klub gepachtet werde. Köhnes Erfahrung: „Es ist gut, wenn ein finanziell potenter Besitzer dahinter steht.“