Erfindergeist aus Salzgitter hilft gegen Produktpiraten in aller Welt

Erfindergeist aus Salzgitter hilft gegen Produktpiraten in aller Welt

„Die ganze Welt wartet im Grunde auf den SiCode.“ Die Worte von Technikchef Torsten Hupe klingen im ersten Moment ein wenig großspurig, doch im kleinen Engelnstedt entsteht derzeit offenbar ein Produkt mit globalen Marktchancen: Es handelt sich um fälschungssichere Etiketten mit Speicherkapazität – eine Entwicklung der Firmen unipress aus Salzgitter und Certego aus München. Das Land fördert das Projekt mit fast 440.000 Euro.

Wirtschaftsminister Olaf Lies übergibt unipress-Chef das Förderschild für SiCode. Es freuen sich Technik-Chef Torsten Hupe, OB Frank Klingebiel, Conti-Innovationsmanager Hans-Joachim Schmidt und SPD-Landtagsabgeordneter Stefan Klein.

Bis kurz vor den Durchbruch schaffen es bekanntlich viele Produktideen, die dann doch nicht auf dem Markt landen oder schnell wieder verschwinden. Mit SiCode wird es anders sein, da sind sich Hupe und Geschäftsführer Olaf Kierchner sicher. Zum Durchbruch fehlen nur Millimeter, so Hupe.
Denn der Markt für den SiCode erscheint grenzenlos. Weltweit findet sich nahezu auf jedem Produkt ein Barcode oder Etikett zur Erkennung, doch bisher handelt es sich dabei nur um eine Kennzeichnung, die  sich ohne viel Aufwand kopieren oder fälschen lässt. Ein Ärgernis gerade für Markenhersteller in der Autobranche.
Aus Salzgitter kommt nach sechs Jahren Entwicklungszeit nun eine Art Kampfansage an die Produktpiraten in aller Welt. Die Etiketten gelten dank polymerer Datenspeicher und Nanotechnologie nicht nur als „fälschungssicher“, sondern lassen sich auch als programmierbares Speichermedium nutzen. Acht Kilobyte passen derzeit in den SiCode. Diese Datenmenge entspricht etwa einer halben DIN-A4-Seite Text – genug Platz, um direkt am Produkt beispielsweise kurze Betriebsanleitungen, Einbauhilfen oder Eigentümerdaten unterzubringen.
Vom Erfolg für den SiCode, nach dem Kierchner auch sein neues Unternhmen benannt hat, ist auch das Land Niedersachsen überzeugt, das die Innovation mit 438.000 Euro fördert. „Das ist die nächste Evolutionsstufe für den Barcode“, zeigte sich Wirtschaftsminister Olaf Lies beim Besuch der Firma unipress in Engelnstedt begeistert. Die Idee habe sofort seine Neugier geweckt. Der SiCode hat für Lies das Zeug, zum Industriestandard zu werden. „Da öffnet sich ein Riesenmarkt.“
Seine Zuversicht, dass ein Mittelständler aus Salzgitter mit einem Produkt einen Welterfolg landen könnte, begründet sich auch in der Kooperation mit Conti. Denn ohne große Partner aus der Industrie falle es schwer, solch ein Projekt bis zur Produktreife zu finanzieren. Der Minister lobt nicht nur Kierchners Innovationsdrang, sondern auch dessen Mut, sein Know-how zu teilen und so das Geschäft von Morgen zu erobern. Er riet ihm dazu, mit dem SiCode schnell in den Markt zu kommen.
Der wichtigste Schritt dazu ist getan. Kierchner und Hupe haben vor einem Jahr Contis Innovationsmanager Hans-Joachim Schmidt mit ihrer Idee angesteckt. Der ist nun Feuer und Flamme für die sicheren Etiketten, die nach seinen Worten gerade für Produkte der Autobauer und Zulieferer einen Mehrwert generieren. Aber auch in anderen Branchen dürfte sich der SiCode anwenden lassen: ob Nahrungsmittel, Luxusgüter, Luftfahrttechnik oder Medizinprodukte.
Über ein international „gutes Feedback“ für die Speicher-etiketten freute sich Hupe kürzlich bei einer Messe für den Ersatzteilhandel in Kanada, wo er die intelligente Technik vorstellte. Die große Hoffnung ruht aber vor allem auf VW. Conti-Manager Schmidt will den Konzern noch in diesem Jahr davon überzeugen, seine Produkte und Ersatzteile in Zukunft mit dem SiCode zu versehen. Eines ist klar: Das wäre der Durchbruch.