Das neue Jugendbündnis in Salzgitter macht mobil
Nazis haben in Salzgitter keinen Platz: Mitglieder und Freunde aus dem Jugendbündnis machen ihr Anliegen vor dem Rathaus in Lebenstedt öffentlich. Foto: rk

Das neue Jugendbündnis in Salzgitter macht mobil

SZ-Lebenstedt. In Salzgitter hat sich ein antirassistisches Jugendbündnis gegründet, um gemeinsame Aktionen in der Region anlassbezogen zu planen. Ein Beweggrund ist der angekündigte Aufmarsch von Neonazis am 6. Oktober in Lebenstedt. Aber auch andere Umstände haben dazu geführt. „Wir beobachten mit Sorge, dass Salzgitter immer mehr ein Hot Spot für Neo-Nazis und demokratiefeindliche Gruppen wird. Seien es eine rechtsradikale Bürgerwehr oder AfD-Kreisverband, sie treten alles mit Füßen wofür diese Stadt für die große Mehrheit der Bewohner stand und steht“, meint Lena Fuhrmann von der IG Metall Jugend.

Mitglieder, Freunde und Unterstützer trafen sich am Rathaus, um die Anliegen des Jugendbündnisses öffentlich zu machen. Sie wollen Menschen mobilisieren, „auf die Straße zu gehen, sich zu solidarisieren und ganz klar zu sagen, dass Nazis in Salzgitter nichts zu suchen haben“, sagt Charlotte Dick von den Jusios.
Denn während schrille und teils menschenfeindliche Diskussionen gerade die sozialen Medien bestimmen, werden Themen der Salzgitteraner Jugend nur Randerscheinungen. „Warum wird nicht über fehlende Ausbildungsplätze oder eine bessere Ausstattung an den Kindertagesstätten, Schulen und Berufsschulen gestritten? Warum interessiert sich niemand für die Jugendarbeitslosigkeit, unsere Sport- und Freizeitplätze, die Situation der Krankenhäuser oder für das Atommüllendlager, auf dem wir bald alle leben und arbeiten sollen?“, fragt sich Christos Paralis von der Linksjugend Solid.
Denn auch, wenn insbesondere die Situation geflüchteter Menschen die Stadt vor große Herausforderungen stellt, darf sie kein Einfallstor für rechte Scharfmacher sein. „Salzgitter ist eine internationale Stadt, die schon seit Jahrzehnten Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft am Arbeitsplatz und der Nachbarschaft vereint hat. Auf diesen Grundpfeilern sollten wir bauen und an einer fortschrittlichen und lebenswerten Stadt für alle Menschen arbeiten“, so Sabine Reinecke von den Jusos in der SPD.
„Unsere Familien leben und arbeiten seit Jahrzehnten gerne in Salzgitter und engagieren sich in Vereinen und Stadtteilen. Nun kommen Neonazis aus ganz anderen Gegenden, hetzen gegen Überfremdung in unserer Stadt und legen einen Tag die Innenstadt lahm. Das einzige was in Salzgitter überfremd ist, sind diese rechten Spinner“, beschwert sich Ozan Dursun von der Alevitischen Jugend Bdaj.
Für die Mobilisierung gegen den Nazi-Aufmarsch hat das Jugendbündnis eine Facebook-Seite erstellt, welche für viel Resonanz gesorgt hat. „Schon nach wenigen Stunden hat uns ein Schläger aus dem Umfeld der Demonstrations-Anmelder mit körperlicher Gewalt bedroht. Doch fast alle Zuschriften sind positiv und bestärken uns in unserem antirassistischen Anliegen“, meinte Richard von Lützow von der Gruppe Roter Leuchtturm. Dabei sieht sich das Jugendbündnis als Teil des großen Salzgitteraner „Bündnis gegen Rechts“, möchte aber darüber hinaus einen Schwerpunkt auf jugendspezifische Anliegen legen.

„Salzgitter passt auf“ feiert Fest der Demokratie

„Salzgitter passt auf“ heißt es am Samstag, 6. Oktober, wieder. Das Bündnis richtet ab 11 Uhr mit dem Motto „Wir sind mehr – Hier ist kein Platz für Hetze und rechte Gewalt“ am Stadtmonument ein Fest der Demokratie aus. Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters sind mehr als 20 unterschiedliche Organisationen am Bündnis beteiligt. „Die Aktivierung des Bündnisses ist dringend notwendig geworden, denn Salzgitter wird seit letztem Jahr immer mehr zum Brennpunkt rechtsextremer Aktivitäten“, schreibt die IG Metall. Es sei leider vermehrt festzustellen, dass sowohl die AfD als auch die NPD versuchen, Aktionen im gesamten Stadtgebiet durchzuführen und dabei „mobilisieren sie gegen die Grundwerte unserer Verfassung und sie stellen das gesamte demokratische Zusammenleben in unserer Stadt in Frage“. „Wir wollen dem angekündigten Aufmarsch von Neonazis am 6. Oktober in Lebenstedt mit demokratischen Mitteln gegenhalten“, erklärte Wolfgang Räschke, 1. Bevollmächtigter der IG Metall. „Während die NPD ihre menschenverachtende Propaganda auf die Straße tragen will, werden wir dem ein Fest der Demokratie entgegensetzen.“

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