Berliner Autor Fadi Saad zu Gast bei Schülern aus Salzgitter
Der Berliner Buchautor Fadi Saad diskutierte offen und direkt mit den Schülern der Emil-Lange-Realschule. Foto: ag

Berliner Autor Fadi Saad zu Gast bei Schülern aus Salzgitter

Lebenstedt. Wenn Schüler von einer Autorenlesung im Unterricht hören, sind sie meist begeistert – denn das heißt oft: Abwechslung vom Schulalltag, kein Unterricht und keine Hausaufgaben. Als eine übliche Lesung lässt sich der Auftritt von Autor Fadi Saad aber nicht betiteln: Der Berliner referierte in der Aula am Fredenberg über sein 2012 erschienenes Buch „Kampfzone Straße“ und diskutierte offen mit den Jugendlichen der 8. und 9. Klassenstufen der Hauptschule Fredenberg, der Gottfried-Linke-Realschule und der Emil-Langen-Realschule, über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit und Jugendgewalt.

Er geht auf und ab, redet drauf los, ist immer im Kontakt mit seinem Publikum. Fadi Saad scherzt, fragt nach, bezieht alle Schüler mit ein. Schnell lässt sich erkennen: Der 37-jährige Gast findet Zugang zu seinem jungen Publikum. „Er ist authentisch und weiß genau wovon er spricht. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und bringt auf sympathische Art und Weise die Schüler dazu, ihm zuzuhören“, sagt Organisatorin und Sozialarbeiterin Tuba Bilgen.
Bei seiner interaktiven Buchlesung ging Farid Saad auf die Lebenswelt der Schüler ein: auf die Gemeinsamkeiten von Christen und Muslimen, auf Fremdenfeindlichkeit, auf Jugendgruppengewalt. „Ich will den Schülern andere Sichtweisen aufzeigen, ihnen Begriffe verdeutlichen, mit denen sie tagtäglich um sich schmeißen“, so der Berliner, der 1979 in einer palästinensischen Familie geboren wurde. Bereits 2008 veröffentlichte er sein erstes Buch „Der große Bruder von Neukölln“, 2012 folgte „Kampfzone Straße“. Letzteres entstand in Zusammenarbeit mit einem Polizisten, so Saad, der mittlerweile selbst die Ausbildung zum Polizeibeamten absolviert hat.
Bei den Lesungen lockte er den Schülern eine Menge ihrer Vorurteile heraus. So gab die Mehrheit an, dass sie als Ausländer eher keine deutsche Frau heiraten würden und die deutschen Mädchen eher keinen muslimischen Mann. Diese Vorurteile, die Saad auf die Unkenntnis der Kulturen, Religionen und fehlender persönlicher Kontakte zurückführte, fingen daheim an. Deutsche Eltern wollten ihre Kinder vor vermeintlich unterdrückenden muslimischen Männern schützen, Eltern mit Migrations-Hintergrund ihre Söhne hingegen vor deutschen Frauen, die vermeintlich nicht kochen könnten, ständig widersprächen und sich schnell scheiden ließen.
Auch für seine Eltern und die seiner deutschen Frau sei vor 15 Jahren die Welt zusammengebrochen, erzählte Saad, als sie ihnen von ihren Heiratsplänen erzählten. Heute seien alle glücklich. „In einer multikulturen Welt, in der wir alle leben, gehören Kompromisse, Toleranz und auch die Bereitschaft, das andere kennenzulernen, eben dazu.“