Im hallo-Peine-Interview gibt Cassandra Steen ganz private Einblicke
Peine. Der Kulturring Peine bringt zusammen mit der Kreissparkasse einen absoluten Top-Act auf die Bühne des Forums: Am Freitag, 6. Februar, tritt dort ab 20 Uhr Cassandra Steen auf. Die Star-Sängerin hat eine der außergewöhnlichsten und fesselndsten Soulstimmen in der gesamten deutschsprachigen Musiklandschaft.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass Cassandra Steen zu uns nach Peine kommt“, sagt Kulturring-Geschäftsführer Christian Hoffmann. Es habe gut ein Jahr gedauert, bis man alles in trockenen Tüchern hatte. Treibende Kraft beim Kulturring war Hoffmanns Stellvertreterin Britta Sytnik. „Die Tournee zum neuen Album ,Spiegelbild῾ von Cassandra Steen beginnt am 5. Februar in Darmstadt und umfasst nur acht Auftritte. Peine ist bereits die zweite Station“, schildert Sytnik.
Cassandra Steen hat bereits bei Glashaus gesungen, mit Adel Tawil und Xavier Naidoo. Am Freitag, 6. Februar, ab 20 Uhr wird die 34-jährige Tochter eines farbigen GIs und einer Deutschen im Peiner Forum auf der Bühne stehen. Olaf Neumann hat für hallo Peine schon mal vorab ein Interview mit ihr geführt.
Cassandra Steen, Ihr neues Album heißt. „Spiegelbild“. Wen sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?
Einen Menschen, der zufrieden und noch gelassener ist als früher. Der Song „Spiegelbild“ beschreibt die Situation, in der ich mich gerade befinde: sich näher kommen durch eine andere Person.
Die Single „Gewinnen“ war offizieller Titelsong der Leichtathletik-EM im ZDF. Welche Siege haben Sie in letzter Zeit errungen?
Das beste Beispiel ist mein Privatleben. Ich habe immer gedacht, diese oder jene Person würde gut zu mir passen, aber dann tritt jemand in mein Leben, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hätte. Und der eigentlich viel besser ist als jede Vorstellung.
Wurden Sie in der Vergangenheit oft von der Liebe enttäuscht?
Ja klar. Ich habe kein Problem damit, allein zu sein, aber das Gefühl, dass man hinter jemandem stehen kann und dieser Jemand hinter einem steht, hat mir schon gefehlt. Eine Bestätigung für die eigene Person, eine Hingabe.
Sie sind ohne Eltern aufgewachsen. Haben Sie sich früher oft allein gefühlt?
Daher kommt das wahrscheinlich auch. Nur aus mir selbst heraus einen Rückhalt zu finden, habe ich nicht als unmöglich, aber als sehr schwierig empfunden. Man weiß nur, was Liebe ist, wenn man sie auch selbst erfährt.
Sie sind bei Ihren Großeltern in Ostfildern bei Stuttgart aufgewachsen, Ihre Eltern sind zurück in die USA gegangen. Haben Sie heute wieder Kontakt zu Ihren Eltern?
Zu meinem leiblichen Vater nicht, aber zu meiner Mutter auf jeden Fall. Ich war überrascht, dass sie irgendwann wieder auf mich zukam. Ich konnte sie sogar mit Dingen konfrontieren, ohne dass sie gleich wieder abgehauen ist. Sie blieb tatsächlich standhaft.
Sie haben einen amerikanischen Pass, sind aber in Deutschland geboren und aufgewachsen. Mussten Sie sich oft für die Politik Ihres Landes rechtfertigen?
Zu Zeiten von George W. Bush auf jeden Fall, jetzt aber gerade nicht so. Obama finde ich zwar sympathisch, aber er kann sich nicht so durchsetzen wie er sich das selbst wünscht. Für ihn kann ich nicht wirklich sprechen, in meiner Familie gehen die Meinungen über Obama sehr auseinander.
Müssen Sie Ihren Freunden in Deutschland immer erklären, wie die Amerikaner ticken?
Ja. Hollywood verbreitet immer noch ein ganz klischeehaftes Bild von den Amerikanern. Man kann sie nicht über einen Kamm scheren. Aber die Deutschen muss ich drüben manchmal auch erklären. Die Jüngeren scheinen gerade einen Rückwärtsgang einzulegen, was Information angeht. Manche denken, dass hier alle noch Nazis sind.
Die meisten Songs auf Ihrer neuen Platte entstanden in Zusammenarbeit mit Tim Bendzko. Wie kamen Sie mit ihm zusammen?
Wir lernten uns sehr kurzfristig kennen. Letztes Jahr wollte er für seinen Auftritt auf der Waldbühne noch einen speziellen Gast. Ich traf Tim in der Stuttgarter Gegend und wir flogen zusammen nach Berlin. Und dann ging es ganz schnell. Zuerst kam „Unter die Haut“ zustande und dann meinte Tim, er würde sich gern auch an meiner Platte beteiligen.
Mit dem Erfolg wächst auch die Gefahr, auszubrennen. Wie schützen Sie sich davor?
Unter anderem, indem ich nicht in Berlin, sondern bei meiner Familie in Süddeutschland wohne. Ich möchte das Ganze noch einmal von außen betrachten. Indem ich die Dinge und vor allem mich selbst mit Abstand betrachte, sehe ich vielleicht eher die Gefahren. Ich bestehe auch darauf, meine eigenen Fehler zu machen und nicht die der anderen. Mit etwas Selbstvertrauen ist Erfolg verkraftbar.