Hebammen sind im Peiner Land knapp
Geburtsvorbereitung: Hebamme Katrin Soch-Quilitz erklärt den werdenden Müttern den Weg des Kindes durch das Becken.Foto:th

Hebammen sind im Peiner Land knapp

Kreis Peine. Der Beruf der Hebamme ist der älteste Frauenberuf der Welt. In der Zeit der Schwangerschaft, bei und nach der Geburt steht sie jungen Müttern und Vätern mit Rat und Tat zur Seite. Sie berät, gibt helfende Tipps und kontrolliert, ob es Mutter und Kind gut geht.

Doch es steht schlecht um den Beruf der Hebammen. Denn die Preise für die Hebammen-Haftpflichtversicherung sind derart gestiegen, dass der Beitrag in keinem Verhältnis mehr zum Verdienst der Hebammen steht.

Eine der Hebammen, die im Landkreis Peine tätig sind, ist Katrin Soch-Quilitz. Sie liebt ihre Arbeit und geht jeden Tag gerne los. „Feste Arbeitszeiten habe ich allerdings nicht. Ich mache Hausbesuche und gebe zusätzlich Kurse für Geburtsvorbereitung, Schwangerengymnastik und Rückbildung“, schildert sie. Oft geht es für sie quer durch den Landkreis. Vor allem wenn Notfälle dazu kommen, werden die Tage lang und arbeitsintensiv. Doch Familien in einer besonders persönlichen Zeit unterstützen und erleben zu dürfen, animiert die Peiner Hebamme  jeden Tag aufs Neue. „Für mich ist es immer wieder eine Besonderheit, Frauen in der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit dem Baby begleiten zu dürfen“, schildert sie.

Ihr Aufgabenbereich ist vielfältig. Er beginnt bei den Vorsorgeuntersuchungen von schwange-ren Frauen. Dazu erklärt sie: „Ich messe Blutdruck und Gewicht der Schwangeren und untersuche den Urin. Außerdem werden die Größe des Bauches, Lage des Kindes und die kindlichen Herztöne festgestellt.“ Auch die Beratung der werdenden Mutter hinsichtlich Ernährung, körperlicher Veränderungen oder Schwangerschaftsbeschwerden übernimmt die Hebamme. Da Soch-Quilitz selbst nicht geburtshilflich tätig ist, sieht sie die Frauen erst nach der Ankunft des Babys wieder.

„Hebammenanspruch besteht bis zum Ende der Stillzeit“, weiß sie. Nach der Geburt begleitet sie die Zeit des Wochenbetts und ist Ansprechpartnerin für alle Fragen, Ängste und Sorgen in der neuen Situation. Sie unterstützt beim Stillen und kontrolliert Rückbildungs- und Heilungsprozesse. „Beim Baby werden Gewichtszunahme, Nabelheilung und die Entwicklung begleitet.“

Was auf die jungen Familien zukommt, wenn es nicht mehr ausreichend Hebammen gibt, dass weiß Katrin Soch-Quilitz nicht. „Für mich ist es eine gruselige Vorstellung, wenn sich junge Eltern bei jeder Frage an einen Arzt wenden müssen. Dadurch könnte durch Technisierung und medizinische Überwachung die Natürlichkeit der Geburt verloren gehen.“

Auch die Kliniken merken den Rückgang der freiberuflichen Hebammen. In der gleichen Anzahl an Kreissälen müssen immer mehr Frauen entbunden werden. Eine eins zu eins Betreuung, wie sie noch vor wenigen Jahrzehnten üblich war, ist heute im Klinikalltag kaum noch denkbar.

Von Tanja Hoffmann