Neue Rundblick-Serie zur Gifhorner Landratswahl: Kandidat Thomas Muth

Neue Rundblick-Serie zur Gifhorner Landratswahl: Kandidat Thomas Muth

Landkreis Gifhorn. Einen offensiven Wettbewerb um die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe und keinen Ausbau der A 39: Thomas Muth, der für die Grünen bei der Landratswahl antritt, erklärt im exklusiven Rundblick-Gespräch, weshalb beide Ziele für ihn zusammengehören.Ziel erreicht – zumindest auf dem Jakobsweg. Nun will Thomas Muth für die Grünen ins Gifhorner Schloss. Die Entscheidung fiel während einer sechswöchigen Wanderung auf dem Jakobsweg. Irgendwann stand für den Wolfsburger Thomas Muth fest, dass die eigenen politischen Auffassungen am ehesten mit den Positionen der Partei Bündnis 90/Die Grünen übereinstimmen. Diese Erkenntnis gab für das einstige CDU-Mitglied den Ausschlag, in eine neue Richtung zu gehen. „Ich bin ein politischer Mensch und kann nicht unpolitisch sein“, sagt der 47-Jährige über seinen Parteiwechsel. Bei den Christdemokraten habe er zuletzt den Austausch verschiedener Meinungen vermisst, erklärt der Vater einer 18-jährigen Tochter.
Muth, der seit 2008 als Stadtrat für Finanzen, Kultur und Sport in Wolfsburg arbeitet, spricht sich für einen starken Staat aus, der im Sinne von Ludwig Erhards Zielsetzung „Wohlstand für alle“ beständig regulierend in das Wirtschaftsgeschehen eingreift. Der studierte Verwaltungsbetriebswirt und Wirtschaftswissenschaftler sieht großes Potenzial in der heimischen Ökonomie, die Automobilindustrie sei die Herzkammer des Landkreises Gifhorn. Generell komme es darauf an, die lokale Wirtschaft weiter zu stärken und den Wettbewerb um neue Industrieansiedlungen mit anderen Kreisen offensiv anzugehen. Dabei sollte die Kreis-Wirtschaftsförderung gezielt mitwirken und auch Fördertöpfe sollten stärker als bisher angezapft werden.
Für „ökonomisch nicht sinnvoll“ hält Thomas Muth den Weiterbau der A 39. Die Gleichung, dass ein weit ausgebautes Straßennetz automatisch zu neuen Gewerbeansiedlungen führt, stimme nicht mehr. Als Beleg verweist er auf den im Februar begonnenen Neubau einer VW-Fertigungshalle in Isenbüttel. Dringend vom starken Durchgangsverkehr entlastet werden müssten die Ortschaften an der B 4 zwischen Gifhorn und Braunschweig. Um diesem Ziel näherzukommen, schlägt der Fan klassischer deutscher Literatur einen Ausbau der Hauptstrecke und die Schaffung örtlicher Umgehungsstraßen vor.
Im selben Atemzug müsse der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ausgebaut werden. „Im Landkreis Gifhorn herrscht ÖPNV-Wüste, das gibt es nur hier“, sagt der gebürtige Rheinländer Muth, der in einer festen Beziehung lebt. Zunächst will er bei den Fahrtzeiten der Züge ansetzen: „Alle 30 Minuten soll eine Bahn von Gifhorn nach Braunschweig fahren“, hat Muth ein klares Ziel vor Augen.
Die Aussicht, einen weitgehend gesunden Landkreis mitzugestalten, macht für den leidenschaftlichen Taucher den Reiz aus, sich um die Nachfolge von Landrätin Marion Lau zu bewerben. Mit Blick auf das gesamte Kreisgebiet sieht Thomas Muth ein „starkes Süd-/Nord-Gefälle“, bei dem der Nordkreis nicht weiter ins Hintertreffen geraten dürfe. Dem solle ein „Ausgleich von Infrastruktur“ entgegenwirken. Konkret denkt der Wolfsburger an eine Entscheidung für die Stadt Witttingen als weiteren IGS-Standort. „Dem Nordkreis muss signalisiert werden, dass er wichtig ist“, betont Muth.
Bei den einzelnen Schulformen spricht er sich für Vielfalt aus. „Das Angebot soll möglichst dem Willen aller Schüler und Eltern gerecht werden.“ Bei den beiden Integrierten Gesamtschulen in Gifhorn und der Sassenburg schlägt er die Einführung von Oberstufen vor.
Ein wichtiges Anliegen ist Thomas Muth, der nach einer Fahrradtour durch den Landkreis in der zweiten April-Hälfte weitere öffentliche Wahlkampfauftritte plant, die Unterstützung von Ehrenamt und Vereinsleben. Dabei denkt er neben der Einführung oder erhöhten Ausgabe von Ehrenamtskarten auch an die finanzielle Seite. So würde eine Senkung der Kreisumlage zu mehr finanziellen Spielräumen in den einzelnen Kommunen zugunsten von Ehrenamtlichkeit führen.Jörn Graue