Mehr als nur Instrumentalunterricht
Gifhorn. Emsiges Treiben herrscht im historischen Bahnhofsgebäude, das jetzt den Namen „Kultbahnhof“ trägt. Rundblick-Redakteur Klaus Kühlmeyer hat sich dort umgesehen und ein Gespräch mit den Initiatoren Volker Schlag und Kian Badachschan geführt.

Schnell fürs Foto vor die Tür, dann geht‘s weiter ... Kian Badachschan und Volker Schlag (v. l.) haben in diesen Tagen jede Menge zu tun. Photowerk
Gerade wird die obligatorische Tasse Kaffee zum Pressegespräch umgerührt, da klopft eine junge Frau an die offen stehende Bürotür. Sie möchte Unterlagen für die Anmeldung ihres Sohnes abholen. Die gibt es aber noch nicht. Noch laufen die Vorbereitungen für den Start des Unterrichts. Volker Schlag verspricht, sich per Mail zu melden, sobald der Starttermin steht.
Der „Vater“ der Rock- und Popschule kommt kaum zu Atem. „Volker, kannst du noch schnell Dübel und Lack besorgen?“, fragt ein Kollege – und schon ist Schlags Aufgabenliste wieder länger geworden.
Vor der Fahrt zum Baumarkt nimmt der Gifhorner Lokalmatador sich Zeit für ein Gespräch. „Nach einem Gebäude habe ich mich umgesehen, als klar wurde, dass ich in der Kreismusikschule nicht weitermachen würde“, blickt er zurück. Die Vorteile des alten Bahnhofs „Isenbüttel-Gifhorn“, lagen auf der Hand: „Die Unterrichtsräume gehen alle in Richtung Norden raus, also zu den Gleisen“, erklärt Schlag. Partner Kian Badachschan fügt lächelnd hinzu: „Lauter als die Züge sind wir sowieso nicht.“ Ein weiterer Pluspunkt ist die Erreichbarkeit – mit Zügen und Bussen, die im wahrsten Sinne des Wortes vor der Haustür halten, ist die Verkehrs-Anbindung kaum zu toppen. Die Größe ist kein Problem: Mit den drei Zweigen Rock- und Popschule, Schauspielschule und Musikschule 50 Plus sind alle Räume belegt.
Aber eine coole Immobilie allein reicht nicht aus, ist Schlag überzeugt: „Einfach eine neue Musikschule zu gründen, ist nicht genug. Wir bieten ein Gesamtkonzept an, ein Gesamtkunstwerk sozusagen.“
Statt des üblichen Unterrichts an einem einzelnen Instrument ist die Musikschule im Kultbahnhof als Begleiter auf dem Weg zum Musiker angelegt – von der musikalischen Früherziehung über Instrumentalunterricht, das Zusammelspielen in einer Band und Aufnahmen im hauseigenen Studio bis zur Hilfe bei Plattenverträgen oder beim Marketing. Das traditionelle Lernen eines Instruments gibt es natürlich auch.
Wichtig ist für Schlag, dass die Lernenden über den Tellerrand blicken können. „Dafür lassen wir unsere Schüler alle Instrumente einer Band-Besetzung ausprobieren. Dabei entwickelt man ein Gefühl für das Ganze, das hilft beim Arrangieren und Komponieren. Und natürlich spielt man besser zusammen, wenn man eine Vorstellung von dem hat, was die anderen machen.“ Auch die drei Teile der Schule greifen ineinander: „Wenn zum Beispiel die Schauspielschule ein Musical plant, dann braucht sie Musiker und kann mit den anderen Zweigen zusammenarbeiten“, erklärt „Volkman“.
Zu guter Letzt braucht ein Musiker noch eine Bühne. Die steht in der alten Schalterhalle. „Neben den 1st-Class-Sessions möchten wir auch die Pano-Sessions wieder aufleben lassen“, kündigt Badachschan an.
Über mangelndes Interesse können sich die Kultbahnhof-Macher nicht beklagen, zumal viele sich schon auf den ursprünglichen Starttermin in diesem Januar gefreut hatten. Mit ein paar Wochen Verschiebung müssen die Gifhorner aber rechnen: „Wir möchten ja, dass alle Seiten zufrieden sind. Das schließt nun mal auch den Papierkram mit ein“, übt sich der Rockmusiker in Geduld. Mitte Februar hofft Schlag, zum Tag der offenen Tür einladen zu können, der dann auch den Beginn des Unterrichts markiert.
Alle, die bis dahin ihre Neugier nicht zügeln möchten, können ihre Fragen per Mail an post@kultbahnhof-gifhorn.de richten.