Conti-Teves streicht 650 Arbeitsplätze am Gifhorner Standort
Protest gegen Stellenstreichung brachte nicht den erhofften Erfolg: Conti-Teves baut in Gifhorn bis 2023 rund 650 der derzeit 1450 Stellen ab. Kündigungen soll es nicht geben. Photowerk (Archiv)

Conti-Teves streicht 650 Arbeitsplätze am Gifhorner Standort

Gifhorn. Es ist amtlich: Continental Teves streicht am Gifhorner Standort 650 Stellen – derzeit sind dort 1450 Mitarbeiter beschäftigt. Der Personalabbau soll bis 2023 schrittweise und ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Ein Eckpunktepapier, auf das sich Betriebsrat, IG Metall und Unternehmensleitung einigten, sieht jedoch auch Investitionen von 100 Millionen Euro und eine Bestandsgarantie für das Gifhorner Werk bis 2025 vor.
Betriebsratschef Uwe Szymanowski und Lothar Ewald, Bevollmächtigter der IG Metall, hatten den Mitarbeitern dieses Verhandlungsergebnis in einer Belegschaftsversammlung am Freitag vor einer Woche mitgeteilt. „Dieses Ergebnis hat keinen Applaus verdient, aber jetzt haben wir eine Perspektive für den Standort. Die Alternativen wären Massenkündigungen, keine Investitionen und letztendlich die Schließung des gesamten Standortes gewesen“, erklärte Szymanowski. „Es war angesichts der harten Haltung von Continental nicht mehr heraus zu holen“, machte er deutlich. „Schön zu reden ist das Ergebnis nicht“, war auch Lothar Ewald nicht zum Feiern zumute.
Die Details des Verhandlungsergebnisses: Keine Kündigungen bis zum 31. Dezember 2023 (der Arbeitsplatzabbau soll schrittweise durch freiwillige Regelungen erfolgen) und eine Garantie von mindestens 1000 Stammarbeitsplätzen (ohne Azubis und Leiharbeiter) bis zum 31. Dezember 2019. 900 Arbeitsplätze werden bis zum 31. Oktober 2020 und 800 Arbeitsplätze bis 2023 garantiert. Weitere Eckpunkte: eine Bestandsgarantie für den Standort Gifhorn bis zum 31. Dezember 2025 sowie Investitionen von 100 Millionen Euro in das Gifhorner Werk im Zeitraum von 2015 bis 2020. „Eine einseitige Absenkung der Arbeitszeit ist verhindert worden“, erklärte Szymanowski. Entscheidungen sollen jährlich getroffen werden. Auch 15 Azubi-Stellen bleiben.
Werkleiter Kristijan Bauer nannte die Einigung vor laufender TV-Kamera „einen wichtigen Baustein für die Zukunft des Werkes.“ Ohne Stellenabbau wäre es jedoch nicht gegangen.
Man habe sich mit der Arbeitnehmerseite „auf wesentliche und grundlegende Eckpunkte für die langfristige Ausrichtung des Werkes verständigen können“, erklärte der für den Gifhorner Standort zuständige Continental-Vorstand Frank Jourdan. In allen Produktlinien sei es das Ziel der Betriebsparteien und der IG Metall, die am Standort verbleibenden Produkte wieder profitabel anbieten zu können.
Der Stellenabbau bei Conti-Teves wird Auswirkungen auf die Region haben. Mit Sorge sehen insbesondere Handwerk und Stadt den drastischen Job-Abbau bei Gifhorns einstmals größtem Arbeitgeber.
„Arbeitsplatz-Verlust bedeutet nachlassende Kaufkraft – das betrifft uns alle“, erklärt Kreishandwerksmeister Manfred Lippick. Auch die örtlichen Handwerksbetriebe würden die Folgen des Stellenabbaus bei Teves zu spüren bekommen. „Dadurch wird jedoch kein Handwerksbetrieb im Landkreis Pleite gehen“, gibt Lippick Entwarnung. „So etwas wie bei Conti wäre im Handwerk mit seinen familiären Strukturen allerdings nicht denkbar – da entlässt man nicht so einfach“, sagt Lippick.
„Das ist ein herber Schlag für die Stadt“, sagt Bürgermeister Matthias Nerlich. Auf der anderen Seite sehe er ein Bekenntnis zum Standort Gifhorn durch die zugesagten Investitionen. Direkte Auswirkungen auf die Stadt durch den Abbau der 650 Stellen, etwa durch Verluste bei den Einkommenssteuereinnahmen, sind laut Nerlich zurzeit schwer einzuschätzen. Es seien ja keine Entlassungen geplant, sondern frei werdende Stellen sollen nicht neu besetzt werden.
Es bestehe die Hoffnung, dass sich das angekündigte stärkere Engagement der Volkswagen AG bei der Elektromobilität positiv für Teves auswirken werde, denn das sei eine Stärke des Gifhorner Standortes, sagt IHK-Chef Michael Zeinert. Aus IHK-Sicht sei wichtig, dass der Konzern 100 Millionen Euro in Gifhorn investiere und eine Bestandsgarantie gebe.