Nerlich: "Fühlen uns von Regierung im Stich gelassen"

Nerlich: "Fühlen uns von Regierung im Stich gelassen"

Gifhorn. Bürgmermeister Matthias Nerlich greift die Landesregierung scharf an: Die Absicht der rot-grünen Regierung, dem Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) keine zusätzlichen Gelder zur Realisierung von einstündigen Taktzeiten der neuen Regionalbahn zur Verfügung zu stellen, torpediere Gifhorns Bemühungen, die Verkehrsbelastung auf der Straße zu reduzieren.

Neue Regionalbahn, alte Fahrtzeiten: Wegen ihres Zwei-Stunden-Taktes ist die Bahn gerade für Berufspendler kaum eine Alternative zum Auto.

Bereits in seiner Rede beim Neujahrsempfang der Stadt wies Nerlich auf die unattraktive Verbindung im Zwei-Stunden-Takt hin. Ein Berufspendeln mit der Bahn sei unter diesen Umständen unmöglich.
Inzwischen meldete die Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn (VLG), dass im Verbundtarif Region Braunschweig die Preise für Bus und Bahn  um durchschnittlich 4 Prozent steigen. Diese stehe aber nicht im Zusammenhang mit seiner Forderung nach verbesserten Takzeiten, erklärt Nerlich im Rundblick-Gespräch. Eine Verbesserung im öffentlichen Personennahverkehr sei eine millionenschwere Aufgabe, die mit der Preisanpassung ohnehin nicht finanziert werden könne. „Hier sehe ich die Landesregierung in der Verantworung“, so der Bürgermeister.
„Ein Zweistundentakt auf der Strecke Braunschweig–Gifhorn ist völlig inakzeptabel. Die Regionalbahn muss im Einstunden-Takt fahren, sonst ist der öffentliche Nahverkehr keine Alternative zum eigenen Pkw“.  Im Rathaus stößt die Aussage der Landesregierung auch deshalb auf Unverständnis, weil Gifhorn in den kommenden Jahren mit eigenen Mitteln massiv in die öffentliche Infrastruktur investieren wird.
„Es kann doch nicht sein, dass wir als Stadt mehrere Millionen Euro in einen modernen Stadtbahnhof investieren und auf der anderen Seite bleibt die Verbindung unattraktiv. Wir fühlen uns vom Land Niedersachsen im Stich gelassen“, beschreibt Nerlich die Stimmung im Rathaus. „Wir arbeiten seit Jahrzehnten an dem Projekt Regiobahn und am Ende kommt das dabei raus.“
Einer der Punkte im Koalitionsvertrag der Landesregierung betrifft den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. „Doch das, was jetzt passiert, widerspricht allen geäußerten Zielen der Landesregierung“, erklärt Nerlich. Auch in Gifhorn steigt die Zahl der Kfz-Zulassungszahlen kontinuierlich.  Das ist aus Sicht der Stadt positiv, denn es ist ein  Indiz und Garant für das gute wirtschaftliche Umfeld. Andererseits pendeln schon jetzt täglich mehrere tausend Menschen von und nach Gifhorn.
Von einem attraktiven Nahverkehrsangebot würden zum Beispiel auch die rund 4000 Mitarbeiterinnen und  Mitarbeiter im Gewerbegebiet Gifhorn Süd profitieren. „Der Bahnhof liegt direkt vor der Haustür. Aber wenn ich den Zug nach Braunschweig verpasse und der nächste fährt erst in zwei Stunden, dann steigt doch niemand auf die Regionalbahn um“, sagt Nerlich. „Das Verkehrsproblem können wir nur lösen, wenn wir einen attraktiven Nahverkehr anbieten. und dazu brauchen wir die notwendigen Gelder vom Land.“ Dabei setzt Nerlich auch auf das Engagement der Mitglieder in der Verbandsversammlung des ZGB. Insbesondere die Vertreterinnen und Vertreter von SPD und Grünen seien jetzt gefordert, der Landesregierung zu verdeutlichen, dass nur ein Stundentakt der Regiobahn attraktiv sei und dafür Geld aus Hannover benötigt werde.
Die Grünen schlagen in dieselbe Kerbe und gehen noch einen Schritt weiter: „Selbst ein Stundentakt ist noch kein wirklich attraktives Angebot“, sagt Kreisfraktionsvorsitzender Fredegar Henze und erinnert an die Forderungen aus der Vergangenheit: „Da waren wir mal – zumindest während der Zeiten des Pendlerverkehrs bei ganz anderen Zeiten: Viertelstundentakt, später Halbstundentakt.“