Wolfsburg: Teure Miet-Ärzte im Klinikum
Ernste Mienen: 4,55 Millionen Euro mehr als geplant musste das Klinikum 2018 ausgeben.Photowerk

Wolfsburg: Teure Miet-Ärzte im Klinikum

Wolfsburg. Den Minus-Rekord von 2012 hat das Klinikum mit seiner Kostenabrechnung 2018 nicht gebrochen – aber viel fehlt nicht. 4,55 Millionen Euro mehr als geplant braucht das Krankenhaus, um sein Defizit auszugleichen. Der Klinikums-Ausschuss, der am Dienstag tagte, verharrte in einer Art Schockstarre. „Damit hatte niemand gerechnet“, sagte Vorsitzende Antina Schulze (SPD).
Ein Grund ist der Fachkräftemangel. Um die Versorgung der Patienten gewährleisten zu können, greifen Kliniken bei Engpässen auf Honorarkräfte zurück. Und Miet-Ärzte sind teuer. Leiharbeiter müssen im medizinischen Bereich zurzeit laut Klinikums-Direktor Wilken Köster nicht um höhere Löhne kämpfen. Statt dessen kämpfen Kliniken darum, dass ihre frisch ausgebildeten Fachärzte nicht zu einer der Vermittlungs-Agenturen wechseln. Die bezahlen offenbar besser und bieten flexiblere Arbeitszeiten an – wer keine Nachtschicht schieben will, muss nicht. Beim Prinzip „Rent a Doc“ zahle die Klinik trotzdem das Dreifache, sagt Köster – inklusive Agentur-Gebühr und Mehrwertsteuer. Prof. Dr. Matthias Menzel, Chefarzt der Intensiv- und Rettungsmedizin, sprach von einer schmerzlichen Entwicklung, und das nicht nur wegen der Kosten. „Es ist eine große Herausforderung, immer wieder neue Kollegen kurzfristig in die Abläufe einzubinden“, sagte er.
Weitere Gründe für das hohe Minus: Im zweiten Halbjahr kamen weniger Patienten, die brauchten dafür aber mehr teure Implantate als vorhergesehen. Und die Krankenkassen kürzen laut Köster immer häufiger nachträglich ihre Zahlungen. „Unsere Mediziner entscheiden am Menschen, wann ein Patient entlassen werden kann. Der Medizinische Dienst urteilt nach Aktenlage“, sagte der Klinikumsdirektor. Dann gibt’s nur Geld für drei Tage, obwohl ein Bett vier Tage belegt war.
Vorwürfe gab es vom Ausschuss nicht. „Wir sind froh, dass wir noch ein städtisches Klinikum haben. Der Wille zu Reformen ist da und wir hoffen, dass sie erfolgreich umgesetzt werden“, sagte Schulze. Sozialdezernentin Monika Müller erläuterte die Ziele: Kooperationen mit anderen Einrichtungen bei der Nutzung teurer Geräte, Kosten-Kontrolle in den Abteilungen sowie Gespräche mit niedergelassenen Ärzten, damit diese Patienten direkt überweisen. Und: mehr Ärzte weiterbilden. Außerdem will das Klinikum die Liegezeiten weiter reduzieren – nicht auf Kosten der Gesundheit, sondern durch bessere Koordination, wie der Medizinische Direktor Dr. Akhil Chandra betonte.