Gifhorn: Trichomonaden dezimieren Population von Grünfinken

Gifhorn: Trichomonaden dezimieren Population von Grünfinken

Landkreis Gifhorn. Immer wieder kommt es vor, dass vor allem Gartenbesitzer erkrankte oder tote Grünfinken finden. In vielen Fällen haben sich die Tiere zuvor mit dem Erreger Trichomonas gallinae infiziert. Werden Krankheitssymptome frühzeitig entdeckt, können die Singvögel erfolgreich behandelt werden.

Grünfinken, die sich mit Trichomonaden infiziert haben, können mit speziellen Tabletten behandelt werden. rase /pixelio.de

Wasser- und Futterstellen für Vögel gelten als Hauptübertragungsort für den einzelligen Erreger Trichomonas gallinae. Dieser hat nach Schätzungen des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) im vergangenen Jahr bis zu 80.000 Grünfinken das Leben gekostet. Die Krankheit trete auch im Landkreis Gifhorn auf, berichtet die Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde, Bärbel Rogoschik. Zugleich stellt die Diplom-Biologin klar, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Symptome bei Vogelarten wie Grünfinken oder Tauben und den aktuell milden Außentemperaturen gebe.
Merkmale einer Erkrankung sind schaumiger Speichel, ein zunehmendes Anschwellen des Halses, so dass am Ende keine Nahrung mehr aufgenommen werden kann, und scheinbare Furchtlosigkeit, die auf eine Schwächung des Vogels zurückzuführen ist. Wenn die Anzeichen für eine Erkrankung frühzeitig entdeckt werden, besteht laut Rogoschik die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung der Beschwerden. „Erkrankten Vögeln können wir im Artenschutzzentrum mit einer Tablette helfen“, sagt die Expertin.
Allerdings muss jeder Vogel erst untersucht werden, bevor über die individuelle Gabe eines Medikamentes entschieden wird. Daher sei es nicht möglich, dem Vogelfutter selbstständig ein Präparat beizumischen, betont die Biologin. Stattdessen sollten Gartenbesitzer einen Vogel mit den entsprechenden Symptomen möglichst einfangen und werktags zwischen 8.30 und 11.30 Uhr zur Untersuchung in das NABU-Artenschutzzentrum nach Leiferde, Hauptstraße 20, Telefon (05373) 6677, oder zu einem Tierarzt bringen. Trichomonaden sind übrigens für Menschen ebenso ungefährlich wie für Katzen und Hunde.
Auch wenn sich die Übertragung des Erregers über Futter- und Wasserstellen kaum vermeiden lässt, können Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden: So sollte eine Tränke zum Schutz vor weiteren Ansteckungen unverzüglich weggeräumt werden, wenn ein erkrankter Vogel in der Nähe gesehen wird, rät Julian Heiermann, Referent für Umwelt­informationen beim NABU-Bundesverband in Berlin. Dort heißt es, dass der Grünfink derzeit nicht in seinem Bestand in Deutschland bedroht ist.
Die weniger gute Nachricht des Bundesverbandes: Die Infektion mit Trichomonas gallinae verläuft immer tödlich. Da ist man im NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde augenscheinlich schon einen großen Schritt weiter: „Wenn die Vögel früh genug zu uns gebracht werden, können wir ihnen oftmals helfen“, sagt Bärbel Rogoschik.