GEZ-Gebühren: Kosten sind bis zu 20 Mal höher

GEZ-Gebühren: Kosten sind bis zu 20 Mal höher

Wolfsburg.  Die neuen GEZ-Gebühren sorgen für Unmut bei Verwaltungen und in der Wirtschaft. Stadt und Klinikum rechnen mit einer „deutlichen Erhöhung“ ihrer Rundfunkbeiträge – für die Friseurkette Klier explodieren die Kosten sogar auf das 20-fache.

Viele Betriebe, die Stadt und das Klinikum sind von deutlich höheren GEZ-Gebühren betroffen

Schon im Vorfeld der Gebühren-Neuberechnung (siehe Text unten) schlug die IHK Alarm. „86 Prozent der Unternehmen müssen mehr zahlen, ohne dafür mehr Leistung zu bekommen“, sagt Martin Exner.
Ein extremes Beispiel: Die Unternehmensgruppe Klier/Cosmo mit bundesweit 1000 Friseursalons und Shops: Der Rundfunkbeitrag steigt von 3500 auf über 70.000 Euro jährlich – obwohl es Radios nur in den Betriebsfahrzeugen gibt. „In unseren Salons spielen wir Musik nur von der CD“, sagt der kaufmännische Leiter Andreas Tscherner – dass es dort weder Radios noch Fernseher gibt, ist den Gebühreneintreibern egal. Folge: „Wir werden nur unter Vorbehalt zahlen und Gerichtsentscheidungen abwarten“ – Klagen sind bereits anhängig.
Auch das Wolfsburger Klinikum hat genau durchgerechnet, Sprecher Thomas Helmke: „Die jährlichen Mehrkosten belaufen sich auf 5394 Euro“ – bei knappem Budget eine starke Belastung. In der Kernverwaltung fehlen zwar noch die exakten Zahlen, weil die GEZ-Gebühren von den einzelnen Bereichen dezentral abgeführt wurden. „Aber wir gehen von einer deutlichen Erhöhung aus“, sagt Sprecherin Raphaela Hensch.
Wolfsburgs größter Arbeitgeber VW hingegen sieht sich kaum betroffen. Man gehe davon aus, dass die Gebühren zumindest für die Dienstfahrzeuge in etwa gleich blieben, so eine Sprecherin auf Anfrage.

Alles viel einfacher, übersichtlicher und gerechter – so rechtfertigen die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten das neue Gebührenmodell seit 1. Januar 2013. Für Privatpersonen kann das sogar stimmen. Der neue Grundsatz: eine Wohnung, ein Beitrag – egal, wie viele Menschen dort leben und wie viele Empfangsgeräte es gibt. Verwaltungen und Unternehmen hingegen zahlen in vielen Fällen drauf. Die Gebühren berechnen sich nach der Zahl der Betriebsstätten, der Beschäftigten und der Kraftfahrzeuge. Die Anzahl der tatsächlich vorhandenen Radio- oder TV-Geräte spielt dabei keine Rolle mehr, selbst wenn faktisch kein einziges vorhanden ist. Besonders gebeutelt sind große Ketten mit vielen Filialen wie beispielsweise Rossmann – dort werden künftig 200.000 Euro jährlich fällig statt bisher 40.000 Euro.