KSB Salzgitter sensibilisiert Trainer gegen sexualisierte Gewalt
„Nicht ohnmächtig in die Opferrolle begeben“: Trainer und Übungsleiter lernen Abwehrübungen gegen sexualisierte Gewalttäter kennen. Foto: Thomas Saalfeld

KSB Salzgitter sensibilisiert Trainer gegen sexualisierte Gewalt

Salzgitter. Vor wenigen Wochen stand ein 34 Jahre alter Schwimm-Übungsleiter vor dem Braunschweiger Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs einer Achtjährigen. Das ist kein Einzelfall. Der Täter hatte das Mädchen nicht nur im Intimbereich angefasst, sondern es außerdem heimlich unter der Dusche gefilmt und fotografiert.

„Darum wollen wir die Ehrenamtlichen der Sportvereine für das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und auch Jugendliche sensibilisieren“, sagt Ulrike Hennies von der Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt. Sie bietet gemeinsam mit der Präventionsbeauftragten des Kreissportbundes Salzgitter, Petra Siems, Schulungen für Vorstandsmitglieder, Übungsleiter und Abteilungsleiter von Sportvereinen an. Siems: „Als wir vor drei Jahren dieses Thema gegenüber den Vereinen angesprochen haben, war das Interesse gering und die Zeit hierfür wohl noch nicht reif.“
Mittlerweile würden viele Sportvereine von ihren Übungsleitern im Kinder- und Jugendbereich verlangen, dass sie sich unter anderem verpflichten, die Persönlichkeit jedes Kindes und Jugendlichen zu achten und zu schützen. Wer diesen Ehrenkodex nicht unterschreibt, wird nicht eingestellt. 20 Übungs- und Abteilungsleiter des MTV Salzgitter und einiger Partnervereine nahmen an zweistündigen Kursen des Duos teil.
Es gehe nicht darum, „jeden Übungsleiter unter Verdacht zu stellen“, versicherten die Referentinnen. Zwar seien die Täter häufiger Männer als Frauen, dennoch nannte Ulrike Hennies als Gegenbeispiel den Fall einer Trainerin, die mehrfach nackt mit einem ihrer Schützlinge geduscht habe.
Seit mehr als 30 Jahren trainiert Milan Teichmann Jugend-Handballer, vorwiegend Mädchen. Er versichert: „Regeln und Ansagen kann ich in der Sporthalle machen, dazu muss ich nicht in die Umkleidekabine gehen.“ Es gelte, Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie potenziellen Tätern Grenzen setzen können und sich nicht ohnmächtig in die Opferrolle begeben, soUlrike Hennies.
Bereits vom Kindergarten an aufwärts bestehe die Möglichkeit sexualisierter Übergriffe. Mitunter seien gar Jugendliche oder junge Erwachsene die Täter, die sich meist wenig Gedanken machen würden, welche langfristigen Schäden sie hinterlassen würden. Es gehe generell um das richtige Verhältnis zwischen Nähe und Distanz, fasste Petra Siems zusammen. „Wir wollen die ehrenamtlich Aktiven stärken. Sie setzen sich für Jugendliche und Kinder ein. Hierzu gehört es, sich über eigene Grenzen bewusst zu werden und dadurch auch die Grenzen anderer zu akzeptieren.“ Der Sportverein sei ein Abbild der Gesellschaft und solle darum ein sicherer Ort sein, denn sexualisierte Gewalt gebe es in allen Gesellschaftsbereichen.
Wer mehr wissen möchte, kann sich an den KSB unter Telefon (05341) 391055 wenden.