Halbmarathon: Läufer aus Salzgitter-Bad am Ziel seiner Träume
Es ist vollbracht: Manfred Spittler und Klaus-Peter Hertel im Ziel nach dem Halbmarathon in Hannover. Foto: Sabine Hertel

Halbmarathon: Läufer aus Salzgitter-Bad am Ziel seiner Träume

SZ-Bad. Unglaublich, aber wahr. Nach vielen Jahren der Krankheit und des Leidens hat der frühere Leichtathlet Manfred Spittler einen Halbmarathon absolviert. Nach 2:22:59 Stunden erreichte er in Hannover das Ziel. Für einen geübten Sportler mag die Zeit langsam klingen, für den 63-jährigen Salzgitteraner dürfte es sich angefühlt haben wie ein Weltrekord. Jedenfalls erfüllte er sich nach Jahren des langsamen Aufbaus einen Traum, an den lange Zeit nicht zu denken war.

Wer den Willen und die Leistung des Seniors einschätzen möchte, muss wissen, vor siegen Jahren war Manfred Spittler fast tot. Im Jahre 2012 kam es knüppeldick für den Mann, den bis dahin hatte eigentlich nichts umwerfen können. Als junger Hochspringer wurde er einst Landesvizemeister, und über die Hürden war er schnell unterwegs.
Doch dann riss erst ein Burnout den damaligen Verkaufsleiter und Account-Manager aus dem rastlosen Alltag einer 60-Stunden-Woche, es folgte ein Schlaganfall, und wenig später, mitten in der Reha-Phase, überfiel ihn das Guillain-Barré-Syndrom – eine seltene Auto-Immun-Erkrankung, bei der die gesunden Nervenzellen angegriffen werden und die mit einer schnell fortschreitenden Lähmung einher geht. Die war so schnell, dass Manfred Spittler sofort ins Krankenhaus kam. Innherhalb eines Tages konnte er nicht mehr aufstehen, auch die Atmung versagte.
Der Salzgitteraner musste reanimiert und für 14 Tage in ein künstliches Koma versetzt werden. „Ich musste später fast alles wieder lernen und bin noch immer in Behandlung“, schildert er. Doch der Wunsch, eines Tages wieder laufen zu können, vielleicht sogar einen Halbmarathon, kam ihm schon damals gelähmt im Krankenbett. „Ein Arzt erklärte mich für verrückt.“
Der Weg bis zum Start in Hannover war lang. Es dauerte Monate, bis Manfred Spittler wieder gehen konnte, es dauerte Jahre, um die Koordination zu lernen. Gleichgewichtsstörungen, Restdefizite aus dem Lähmungszustand und ein fast permanenter Erschöpfungszustand belasten ihn auch heute noch. Nur „scheibchenweise“ ging es bergauf, und einige Male war der einstige Leitungssportler nach eigenen Worten so frustriert, er wollte die Flinte ins Korn werfen. „Die Familie und gute Freunde“ halfen ihm dabei, nicht aufzugeben.
Einer von ihnen ist Klaus-Peter Hertel. Der frühere Marathonläufer und Trainingspartner Manfred Spittlers ging in Hannover mit ihm auf die Strecke. „Ich war quasi der Wasserträger“, beschreibt er seine Aufgabe. Durchzukommen war das Ziel des Duos, und das stand zwischenzeitilch auf der Kippe.
Denn die Folgen seiner schweren Krankheit holten Manfred Spittler nach acht Kilometern wieder ein. Nervenschmerzen unter dem Fuß machten den Lauf zu einer „Tortur“. Mit dem Sportfreund an der Seite, der das Problem „wegdiskutierte“, kämpfte sich der MTV-Mann ins Ziel und war sogar gut sieben Minuten schneller als gedacht. 2:30 Stunden hatten sich Manfred Spittler und Klaus-Peter Hertel vorgenommen.
Doch die Zeit spielte ohnehin keine Rolle. „Der Lauf zurück ins Leben“, wie das NDR-Fernsehen seinen Bericht über Manfred Spittler taufte, ist ihm geglückt. Für ihn war das Erreichen schlicht ein „wunderbarer“ Moment.rwe