Fleiß und Pünktlichkeit zählen in Salzgitters Handwerk
Ihnen gehört die Zukunft: BBS-Rektor Robert Ottens und Kreishandwerksmeister Gerd Kunze beim Schulstart mit den neuen Auszubildenden im Handwerk in der Region Salzgitter. Foto: rk

Fleiß und Pünktlichkeit zählen in Salzgitters Handwerk

Salzgitter. Das Ausbildungsjahr ist angelaufen, die neuen Lehrlinge haben die ersten Wochen an den Berufsbildenden Schulen (BBS) am Fredenberg hinter sich. „Das Handwerk ist ein bedeutender Baustein in unserer Berufswelt und Gesellschaft“, hatte Kreishandwerksmeister Gerd Kunze bei der Begrüßung betont.

Dual und individuell läuft die Ausbildung in den Betrieben, verwies Gerd Kunze auf die Chancen, die sich den jungen Menschen nach einer erfolgreichen Ausbildung bieten. „Sie haben vielfältige Möglichkeiten.“ Er nannte Meisterprüfung und Selbständigkeit, wer will, könne sich im Betrieb weiterentwickeln oder auch studieren. Allerdings geht es nicht ohne Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Lernbereitschaft. Diese Eigenschaften gelte es zu beherzigen.
„Wir haben nicht genügend junge Leute und viele wollen studieren, auch wenn sie nicht das Zeug dazu haben“, erklärt Gerhard Kunze, warum in einigen Berufen der Nachwuchs fehlt. Bei manchen falle das Handwerk hinten etwas runter, bedauert er. Dabei haben die Absolventen beste Aussichten. Auf dem freien Arbeitsmarkt gebe es kaum gute Gesellen, wenn jemand den Arbeitsplatz wechselt, dann meist aus freien Stücken. Gerd Kunze: „Wer will, der kann.“
„Wir würden gerne mehr Auszubildene im Handwerk beschulen“, sagt BBS-Rektor Robert Ottens zum Start der etwa 100 neuen Handwerker-Lehrlinge aus dem Raum Salzgitter. Tischler und Elektroniker besuchen die Schule, auch Friseure oder Kfz-Mechatroniker sind dabei. „Die Zahlen könnten aber besser sein.“ In einigen Bereichen liegt die BBS unter der Mindestzahl von 14 Teilnehmer in einem Berufsbild. So musste sich die Schule von den Malern und Lackierern und den Bäckereifachverkäufeinnen verabschieden. In dieser Region haben es die Handwerker schwer, die mit industriellen Großbetrieben konkurrieren, die aus mehreren Gründen für Jugendliche attraktiv sind, so Robert Ottens.
Die Nachfrage in den technischen Berufen wird weiter hoch sein, auch dem Handwerk räumt der Rektor gute Chancen ein. „Wir haben viel zu wenige, jeder kennt die Wartezeiten.“ Als Möglichkeiten, um Nachwuchs in den eher schwachen Handwerksbranchen zu finden, nennt Robert Ottens die Teilnehmer aus dem Berufsvorbereitungsjahr und aus den Berufseinstiegklassen, die in der herkömmlichen Schule nicht so erfolgreich waren oder auch noch sprachliche Defizite haben. Robert Ottens: „Da ist sicher der ein oder andere ungeschliffene Diamant dabei.“
Die BBS informiere die Jugendlichen über die Chancen im Handwerk und versuchen auch, sie in die Berufe oder an die Betriebe zu vermitteln. „Sie werden gut ausgebildet und sie werden gebraucht.“ Und noch ein Vorteil könnte manchen locken. Wer eine Lehre erfolgreich abschließt, hat damit auch den Realschulabschluss und könnte über die 12. Klasse der Fachoberschule noch den Zugang zur Hochschule erwerben.

Die Rückkehr
zur Meisterpflicht
Kreishandwerksmeister Gerd Kunze freut sich, dass für einige zulassungsfreie Berufe im Handwerk wieder die Meisterpflicht eingeführt werden soll. Das Bundeskabinett hat die Kehrwende vollzogen und sich für eine Reform der Handwerksordnung ausgesprochen, damit wird bei zwölf Gewerken wieder der Meisterbrief als Qualitätssiegel eingeführt. Wenn das Gesetz gilt, müssen Existenzgründer wieder eine Meisterqualifikation vorlegen. Betroffen sind unter anderem Orgelbauer, Raumausstatter, Parkettleger, Drechsler, Rolladentechniker oder Schilderhersteller. Bereits eingetragene Betriebe ohne Meisterbrief genießen Bestandsschutz.