Ein Tippfehler führt die Forscher in Salzgitter zum Ziel
Harald Schraepler von der AG Heimatpflege der Braunschweigischen Landschaft, Stadtarchivarin Claudia Böhler und Michael Geschwinde vom Landesamt für Denkmalpflege präsentieren die neue Infotafel an der Grundschule Dürerring. Foto: yw

Ein Tippfehler führt die Forscher in Salzgitter zum Ziel

SZ-Lebenstedt. Das letzte Puzzleteil ist da. „Das ist ein einzigartiger Fund, den es so noch nie gegeben hat“, macht es Michael Geschwinde vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege spannend. Er hat nur durch einen Tippfehler bei Google den richtungsweisenden Hinweis seiner Forschungen entdeckt.

1993 brachten Erdarbeiten für den Bau der Grundschule Dürerring am Fredenberg einen Schatz ans Tageslicht. Auf einer Fläche von über 30.000 Quadratmetern rekonstruierten die Archäologen während einer dreijährigen Ausgrabung eine mittelalterliche Siedlung.
Es wurden unter anderem zahlreiche Grubenhäuser und 13 Brunnen gefunden. Die ältesten Funde aus der Anfangszeit der Siedlung stammten aus dem 10. Jahrhundert. Ungewöhnlich sind die zahlreichen Funde, die auf Pferdehaltung hinweisen: Viele Sporen, darunter ein vergoldetes Exemplar und die Knochen von mindestens 94 Pferden – fast alle männlich und im reitfähigen Alter von über vier Jahren.
Pferde wurden hier also nicht gezüchtet, sondern zugeritten und für den Bedarfsfall bereitgehalten. „Aber alles passte nicht zusammen“, berichtet Geschwinde. Die Wissenschaftler redeten jahrelang um das Thema drumherum, es waren ausschließlich junge Pferde, die einst in Fredenberg grasten.
Mit dem richtigen Hinweis, dank des Tippfehlers, konnte Michael Geschwinde das Rätsel entschlüsseln. Er wollte den lateinischen Namen des Ortes parvo freden eingeben, vertippte sich auf der Tastatur und die Suchmaschine spuckte „paraferedus“ aus. Es ist das lateinische Wort für „Kurierpferd“. Da wurde Geschwinde so einiges klar. In Fredenberg stand eine Station für Kurierpferde. „Das passt alles zusammen. Die Lage ist günstig zwischen Hildesheim und Goslar sowie Braunschweig und dem Süden. Die Kurierreiter kamen aus Adelskreisen, sodass die edelverzierten Sporen Sinn machen. Die drei- bis fünf Jahre alten Pferde wurden hier ausgebildet“, berichtet der Forscher.
Klein Freden ist in seiner Blütezeit offenbar zu einer Relaistation im Netz der das ganze Deutsche Reich durchziehenden Kurierwege ausgebaut worden. Hier konnten die berittenen Kuriere auf ihren weiten Strecken ihre ermüdeten Pferde gegen frische austauschen, was es ihnen ermöglichte, Hunderte von Kilometern in kurzer Zeit zurückzulegen.
„Das ist noch viel spannender als der Fund der Siedlung. Es wirft ein irres Schlaglicht auf unsere Region“, freut sich Harald Schraepler, Sprecher der AG Heimatpflege der Braunschweigischen Landschaft. Sein Verein übernahm im Rahmen des Projektes „archäologische Hinweistafeln“ ihrer Arbeitsgruppe Heimatpflege die Finanzierung einer Informationstafel am Fundort, die nun aber überholt und erneuert werden musste. Sie steht direkt an der Grundschule.