hallo Peine spricht mit Edemissens Gemeindebürgermeister Frank Bertram
Gemeindebürgemeister Frank Betram vor dem frisch barrierefrei gestalteten Rathaus in Edemissen.

hallo Peine spricht mit Edemissens Gemeindebürgermeister Frank Bertram

Edemissen. Die Serie „hallo, Herr Bürgermeister“ macht in dieser Ausgabe Station in Edemissen. Gemeindebürgermeister Frank Bertram beantwortete der hallo-Redaktion Fragen rund um die Gemeinde im Nordkreis, gab ein momentanes Stimmungsbild ab und wagte auch einen Blick in die nähere Zukunft.

hallo: Guten Tag, Herr Bertram. Was würden Sie als typisch für die Gemeinde Edemissen bezeichnen und wie hebt sie sich von den anderen Gemeinden im Kreis Peine ab?
Bertram: Edemissen ist mehr als andere Gemeinden eine ausgesprochene Wohngegend. Es gibt wenig Gewerbegebiete oder Industrie, dafür mehr wirtschaftlichen Mittelstand und Wohnimmobilien. Darum wurde der Gemeinde im Raumordnungsprogramm auch die Aufgabe Wohnen und Naherholung zugewiesen.

hallo: Macht sich das beim Zuzug von Neubürgern bemerkbar?
Bertram: Ja, deutlich. Unsere kommunalen Baugebiete werden gut frequentiert, wir konnten die meisten neu erschlossenen Grundstücke bereits verkaufen.
Zum Zuzug tragen auch Förderprogramme bei wie zum Beispiel „Jung kauft Alt“. Wer nicht neu bauen möchte, sondern einen Gebäudebestand zur Selbstnutzung den modernen Anforderungen anpassen möchte, erhält Beratungsgutscheine. Ingenieurbüros, mit denen die Gemeinde Verträge abgeschlossen hat, beraten die künftigen Sanierer, ohne dass diesen Kosten dafür entstehen. Dabei behält die Gemeinde auch im Auge, dass die jeweiligen Ortsmitten ihren dörflichen Charakter behalten und Neubauten eher am Rand liegen. Dazu trägt auch das Dorferneuerungsprogramm mit Geldern vom Land und von der EU bei. Wer beispielsweise einen alten Hof saniert und dabei den ursprünglichen optischen Zustand erhält, kann mit Fördergeldern rechnen. Alle Ortschaften bis auf vier sind aktuell oder waren bereits in dem Programm. Für die erwähnten vier restlichen sind bereits entsprechende Anträge gestellt.

hallo: Neue Bürger bedeuten auch mehr Kinder. Wie sieht es mit der Infrastruktur in Sachen Erziehung und Bildung aus?
Bertram: Wir haben beim Ausbau von Kitas und Krippen Maßstäbe gesetzt. So haben wir zum Beispiel eine dritte Fachkraft in den Krippen eingeführt, lange bevor das Land dies forderte. Trotzdem steigt die Nachfrage nach Kinderbetreuung ungebrochen. Das liegt großenteils daran, dass immer mehr junge Mütter schnell wieder in ihrem Beruf arbeiten wollen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eins der Ziele, die wir uns als Gemeinde auf die Fahnen geschrieben haben. Darum hat die Verwaltung im Haushalt einen Ausbau der Einrichtungen in Abbensen und/oder Edemissen aufgenommen. Dem muss der Rat noch zustimmen, aber in dieser Hinsicht bin ich sehr optimistisch.
hallo: Man sieht viel Natur und landwirtschaftliche Flächen in und um Edemissen. Sehen Sie das als Vorteil?
Bertram: Mit 14 Ortschaften auf 103 Quadratkilometern ist Edemissen eine typische Flächengemeinde. Das ist sowohl Segen als auch Fluch. Es gibt viele Wälder und Wiesen, Rad- und Wanderwege. Die Ortschaften haben ihren dörflichen Charakter behalten – eben eine Gemeinde, in der man gern wohnt. Viele Menschen leben hier und pendeln zur Arbeit. Die Anbindung anHannover und Braunschweig ist gut, und es gibt auch viele Menschen, die in Wolfsburg arbeiten und hier wohnen.
Auf der anderen Seite bedeutet die große Fläche auch weite Wege, was wir derzeit beim Ausbau schneller Internetanbindungen für die Bürger und Betriebe merken. Lange Wege bedeuten natürlich auch aufwendigen Tiefbau. Aber wir bleiben am Ball. Am Montag wurde beispielsweise in Oelerse eine 100-MBit-Anbindung mit Vectoring-Technik freigeschaltet. Der Kernort Edemissen soll noch in diesem Jahr nachziehen.

hallo: Wie sieht es mit den Gemeindefinanzen aus?
Bertram: Verwaltung und Politik arbeiten hier sehr gut Hand in Hand, dadurch können wir eine besonnene und gesunde Finanzpolitik betreiben. Hinzu kommt, dass unsere Haupteinnahmequelle, die Einkommenssteuer, ziemlich stabil ist. Gemeinden mit großer Industrie, die von der Gewerbesteuer abhängiger sind als wir, müssen mit stärkeren Schwankungen rechnen. Zwar nimmt auch Edemissen Investkredite auf, wenn diese unterm Strich rentabel sind, aber keine Liquiditätskredite. Einfacher ausgedrückt kann man das mit einer Privatperson vergleichen, die zwar eine Finazierung für ihr Eigenheim laufen hat, aber nicht ihr Girokonto überzieht. Letzteres darf nicht zum Dauerfinanzierungsinstrument werden.

hallo: Wie sieht die Lage in Sachen Flüchtlinge in Edemissen aus?
Bertram: Nach derzeitiger Planung nimmt die Gemeinde bis Ende Januar 120 Flüchtlinge auf,  sodass danach etwa 200 Flüchtlinge in der Gemeinde leben. Nach den jüngsten Entwicklungen wurde aber bereits signalisiert, dass die Zahlen aim nächsten Jahr deutlich steigen werden. Noch schaffen wir es, Wohnräume anzumieten, brauchen auf keine Provisorien zurückzugreifen, sondern konnten die Menschen dezentral in Wohnungen unterbringen. Das ist für die Integration natürlich viel besser, als viele Migranten aus unterschiedlichen Kulturkreisen an einem Ort zu konzentrieren. Dabei kommt uns die Hilfsbereitschaft der Bürger sehr entgegen, sowohl was Sachspenden und ehrenamtliche Mitarbeit als auch Wohnraum-Angebote betrifft. Auch planen wir den Bau eines Hauses, in dem mehrere Familien unterkommen könnten.
Mit Blick auf die Entwicklung im nächsten Jahr bleibt aber unser Appell an die Bevölkerung, Wohnraum für die Unterbringung der Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

hallo: Gibt es sonst eine Sache, bei der Ihnen der Schuh drückt?
Bertram: Nein, es drückt kein Schuh. Aber einen Wunsch habe ich: Der Landkreis prüft, ob unser Schulzentrum, das zurzeit als Haupt- und Realschule genutzt wird, in eine IGS umgewandelt werden kann. Pädagogen, Politik und Verwaltung sind geschlossen dafür. Eine Elternbefragung nimmt der Kreis vor. Da für einen IGS-Betrieb an unserem Schulzentrum keine baulichen Veränderungen notwendig würden, könnte die IGS theoretsich schon zum kommenden Schuljahresanfang starten. Das wäre sehr erfreulich.

hallo: Vielen Dank für das Gespräch.