Wolfsburg diskutiert über den Wolf
Vier tote Schafe in Velstove: Die Spuren deuten auf einen Wolf hin, DNA-Proben sollen Gewissheit bringen. Photowerk

Wolfsburg diskutiert über den Wolf

Wolfsburg. Der Wolf in Wolfsburg – das Tier, das das Stadtwappen ziert, hat nach vielen Jahrzehnten der Abstinenz jetzt vermutlich endgültig den Wolfsburger Raum erreicht. Noch stehen die DNA-Ergebnisse nach den Schafsrissen in Velstove aus, aber Experten wundern sich überhaupt nicht über die Ankunft des Raubtiers in der Volkswagenstadt.
Wolfssichtungen in und um Wolfsburg gab es in der Vergangenheit immer wieder. In vielen Fällen war es aber ein Wolf im Schafspelz, sprich ein Hund. Vor einem Monat wurde allerdings ein junger Wolf auf der A 39 bei Mörse überfahren. Und Ralph Schräder, Chef der Wolfsburger Jäger, hat selbst schon einen Wolf entlang der Stadtwaldstraße gesehen. „Der Wolf ist in Wolfsburg angekommen, keine Frage“, sagt er. Und die Chance, dass ein Rudel den Wolfsburger Wald zum Revier auswählt, sind nicht schlecht. Denn das Nahrungsangebot ist gut.
Doch die Wölfe bleiben nicht länger im Wald, sie kommen dem Menschen immer näher. Was auch daran liegt, dass der natürliche Lebensraum vom Menschen verdrängt wird. Und der Mensch sorgt ebenfalls selbst dafür, dass Wölfe wie auch andere Tiere wie Füchse, Waschbären oder Wildschweine gern in die Städte kommen. Denn dort wimmelt es vor Nahrung – Lebensmittelreste in Büschen, Straßengräben und in den offenen Mülltonnen. Ein wahres Paradies und das Futter muss nicht mal mühselig gejagt werden…
„Ich befürchte aber, dass man bei der aktuellen Vermehrungsdynamik, die der Wolf an den Tag legt, nicht um eine Bejagung herumkommt“, sagt Schräder. Und betont – wohlwissend, dass das Thema sehr emotional diskutiert wird: „Wir Jäger schlagen uns wirklich nicht darum, das zu tun!“ Michael Kühn, Naturschutzbeauftragter der Stadt, möchte die DNA-Ergebnisse abwarten, bevor er sich eine Meinung bildet: „Eben weil das Thema ein schwieriges ist.“
Hobbyschafzüchter Klaus Schindler (75) aus Velstove, dessen vier Tiere in der Nacht zu Samstag vor einer Woche vermutlich durch Wolfsbisse in die Kehle getötet worden sind, ließ noch am vergangenen Wochenende die verbliebenen acht Tiere durch einen besseren Zaun sichern. „Ich hoffe, der Wolf kommt nicht zurück“, sagt er. In der Nacht zu Sonntag ließ er sich jedenfalls kein Wolf blicken. Wolfsberater Ralf Hentschel lag nämlich auf der Lauer, „ohne Ergebnis“.
Bei den Lesern wird das Thema im Internet kontrovers, und natürlich sehr emotional diskutiert. Die einen fordern den Abschuss, die anderen den Schutz des Wolfes. Grünen-Ratsherr Frank Richter glaubt, dass das Thema bald wohl auch politisch an Bedeutung gewinnen wird. Seine Meinung: „Der Mensch sollte versuchen, sich mit dem Wolf zu arrangieren. Sollte es aber Wölfe geben, die sich unnatürlich Verhalten, sprich keine Scheu vor dem Menschen zeigen, muss gehandelt werden.“ Und außerdem findet Richter mit Blick aufs Stadtwappen: „Der Wolfs in Wolfsburg – das hat doch was…“
Auch die Stadt Wolfsburg will abwarten, was die DNA-Proben ergeben. Wenn sich der Verdacht der Wolfsattacke bestätigt, „sind mit dem Land Niedersachsen die weiteren Schritte abzustimmen“, heißt es aus der unteren Naturschutzbehörde.