Kleber-Attacken in Wolfsburg: Jetzt sind schon 500 Autos betroffen
Kleber-Attacke: Am Wochenende wurden in Wolfsburg mindestens 15 Fahrzeuge beschädigt, so wie dieser Golf GTI. Foto: Polizei

Kleber-Attacken in Wolfsburg: Jetzt sind schon 500 Autos betroffen

Wolfsburg. Nach den Kleber-Attacken auf Autos in Wolfsburg am Wochenende haben sich weitere betroffene Fahrzeugbesitzer bei der Polizei gemeldet. Demnach wurden in der Nacht zu Samstag vor einer Woche mindestens 15 Autos im Bereich Dresdener Ring, Dessauer Straße und Sachsenring mit schnell trocknendem Sekundenkleber beschmiert. Wie schon in der Vergangenheit, seien vor allem VW-Leasingfahrzeuge betroffen.
Die Ermittlungsgruppe „Kleber“ der Polizei Wolfsburg arbeitet weiter an der Aufklärung des Falls. Doch viel mehr als die Spurensicherung an den Tatorten bleibt den Beamten nicht übrig. Hinweise auf den Täter gibt es nicht – er hinterlässt weder Fingerabdrücke noch Klebertuben. Schon seit einiger Zeit wissen die Ermittler, dass der Täter immer einen bestimmten Industriekleber einsetzt. „Der kann in größeren Mengen übers Internet bezogen werden“, so Claus. Auszuschließen ist aber auch nicht, dass der Täter an seinem Arbeitsplatz Zugriff auf größere Mengen Kleber hat. Ansonsten tappt die Polizei weitgehend im Dunkeln. Der Täter schlägt nachts zu, vermutlich im Vorbeigehen. „Wir sind schon auf die Mithilfe der Bürger angewiesen“, so der Polizeisprecher. Wer auch nur einen Verdachtsmoment habe, sollte die Polizei per Notruf informieren.
Der Täter verteilt den Kleber meistens großflächig auf den Fahrzeugen und richtet so starke Schäden an. „Auf allen lackierten Teilen wie zum Beispiel Motorhauben und Türen muss der Kleber bis aufs Blech runtergeschliffen werden und dann der Lackaufbau komplett neu begonnen werden“, sagt ein Experte, der mit der Reparatur mehrerer betroffener Autos zu tun hatte. „Alle anderen Teile wie Scheiben, Gummidichtungen und Scheinwerfer müssen ersetzt werden. Da kriegt man den Kleber ganz schlecht runter.“ So entsteht dem Fachmann zufolge schnell ein Schaden von bis zu 5000 Euro pro Auto. Einen wirksamen Schutz gegen die Kleber-Attacken gebe es nicht – abgesehen von einer abschließbaren Garage. Die Kleber-Attacken begannen im Frühjahr 2017 in der Wolfsburger Innenstadt. Ein Muster ist bei den Tatorten nicht erkennbar. „Es gibt keinen Stadtteil, der noch nicht betroffen war“, sagt der Polizeisprecher. Ziel des Täters sind hauptsächlich Leasingfahrzeuge von VW, die Werksmitarbeiter zu günstigen Konditionen fahren können. Die Autos sind an der Kennzeichen-Kombination aus WOB für Wolfsburg in Verbindung mit einem Buchstaben und vier Ziffern relativ leicht zu erkennen.
Über das Motiv des Täters lässt sich nur spekulieren – möglicherweise ist ein VW-Hasser am Werk. „Ich vermute, dass etwas Persönliches dahintersteckt und ich gehe von einem Zusammenhang zu Volkswagen aus“, hatte ein Psychotherapeut im vergangenen Jahr erläutert.