Serie Ehrenamt: Renate Popko (73) betreut Kinder an der Schule am Ziesberg
Renate Popko übt mit der Drittklässlerin Buse Meriç nicht nur Lesen. Foto: pa

Serie Ehrenamt: Renate Popko (73) betreut Kinder an der Schule am Ziesberg

„Stellen Sie doch bitte unsere Renate Popko vor, wenn Sie über ehrenamtlich engagierte Menschen schreiben“, erklärt Schulleiter Robert Düring von der Grundschule am Ziesberg. Seit dem Sommer 2009 engagiert sich die 73-Jährige in der Nachmittagsbetreuung und organisiert, lenkt, leitet an, berät und hilft Schülern ebenso wie Eltern. Das alles macht sie ehrenamtlich.

Renate Popko übt mit der Drittklässlerin Buse Meriç nicht nur Lesen. Foto: pa

Seit einigen Monaten kümmert sich Renate Popko, die zu Fuß zur Schule gehen kann, intensiv mit Hausaufgabenbetreuung und Deutsch-Förderung um das türkische Mädchen Buse Meriç. „Sie ist mit großen Sprachproblemen eingeschult worden. Inzwischen hat sie ihren Rückstand gegenüber gleichaltrigen deutschen Kindern mehr als wettgemacht“, berichtet Renate Popko über die fleißige und wissbegierige Buse. „Wir machen immer zusammen Hausaufgaben. Ich lerne gern Deutsch, aber auch Mathematik macht mir Spaß“, erläutert die Drittklässlerin.

Der Umgang mit den jungen Menschen lässt Renate Popko geradezu aufblühen. Niemand würde ihr die 73 Jahre glauben oder gar ansehen. „Ich bin einfach so ein Typ, der nicht ruhen kann. Ich muss etwas zu tun haben“, stellt Frau Popko schlicht fest.
Großes Lob will sie gar nicht hören. Alles, was sie für die Schule und zusätzlich im NOW-Zentrum am Martin-Luther-Platz macht, ist für sie selbstverständlich. Die geborene Rheinländerin ist über Bochum schließlich 1962 in Salzgitter-Bad gelandet.
An der Ecke Fuldastraße/Richard-Wagner-Straße hat sie bis Dezember 2007 einen Kiosk betrieben. Mit 69 Jahren fühlte sie sich schlicht zu jung für den Ruhestand. Zuerst lastete sie der Umbau des Hauses mit ihrem Mann Erich aus. Die nachfolgenden Hobbys wie Lesen und klassische Musik hören, reichten ihr anschließend auch nicht mehr. Ihr inzwischen 31-jähriger Enkel, der diese Unruhe mitbekam, habe zu ihr gesagt, so Frau Popko: „Omi nerv` meinen Opi nicht, such` dir lieber ein Ehrenamt!“  Gesagt, getan!
Beim Stadtteiltreff NOW hat sie angefragt, dort verwies man sie an die „Ziesbergschule“. In der Schule wusste erst einmal niemand von einem Bedarf. Doch der Irrtum war schnell aufgeklärt.

„Ohne unsere gute Seele könnten wir das riesige Angebot an Nachmittagsbetreuungen gar nicht stemmen“, stellt Rektor Düring fest. Mehr als 40 Arbeitsgemeinschaften finden montags bis donnerstags jeweils zwischen 13.30 und 16 Uhr am Ziesberg statt.
Die kleine energiegeladene Frau übernimmt in dieser Zeit nicht nur die Aufsicht, sie ist die beliebte Ansprechpartnerin der Kinder, wird als Streitschlichterin akzeptiert, hilft bei den Hausaufgaben oder hört einfach nur zu, wenn die Kleinen sich über ihre Sorgen und Nöte aussprechen wollen.

Da sie weiß, dass der Bedarf, auch durch die intensive Betreuung von Buse, recht groß ist, ist sie meistens schon eine Stunde vorher in der Schule. Natürlich herzlich begrüßt von ihren Schützlingen.

Diese Arbeit ist für sie kein Job sondern eine Herzensangelegenheit. Renate Popko fühlt sich wohl in dieser Tätigkeit und will sie so lange es geht ausführen.

pa