Schacht Konrad in Salzgitter: Die Arbeiten dauern länger
Der Umbau der Schachtanlage zu einem atomaren Endlager dauert länger als geplant. Laut Gutachten ist frühestens Anfang 2027 mit einer Fertigstellung zu rechnen. Foto: BGE

Schacht Konrad in Salzgitter: Die Arbeiten dauern länger

Salzgitter. Die Arbeiten im Schacht Konrad zu einem Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle verzögern sich um viereinhalb Jahre. Das teilt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit und bezieht sich dabei auf ein Gutachten des TÜV Rheinland.

In der Expertise sind laut BGE nun erstmals alle Informationen über die bisherigen Organisationen hinweg auf ihre Terminrelevanz hin untersucht worden. „Die TÜV-Gutachter haben die Ungewissheiten bei der Errichtung des Endlagers bewertet und zudem Optimierungsmöglichkeiten herausgearbeitet, die sich unter anderem durch die Neuorganisation ergeben. Demnach ist mit einem Fertigstellungstermin im ersten Halbjahr 2027 zu rechnen.“ Bisher war von 2021 oder 2022 die Rede.
Bei der Schachtanlage Konrad handelt es sich um das erste nach dem Atomgesetz genehmigte Endlager in Deutschland. Daher ist die Dauer der atomrechtlichen Vorprüfverfahren in der Terminabschätzung konservativ berücksichtigt worden. Die Aufsichtsbehörde, das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), überprüft laufend die Planungsunterlagen für die Bereiche des Endlagers, in denen die Abfälle dann eingelagert werden sollen.
„Weiterhin ist bei einer Reihe von Altverträgen, die teilweise noch vor 1990 abgeschlossen worden sind, inzwischen die Umsetzung zwischen Auftragnehmern und Auftraggebern umstritten. Teilweise lassen sich diese Konflikte nur durch eine Neuausschreibung lösen. Einige Bauverträge, die für das Gesamtprojekt zeitrelevant sind, sind noch nicht abgeschlossen. Auch diese Ungewissheit ist im neuen Zeitplan bewertet worden“, heißt es in einer Mitteilung des BGE. Andererseits sehen die Gutachter auch Möglichkeiten zur Optimierung, deren terminliche Auswirkungen noch nicht in die Abschätzung des Zeitplans einbezogen sind. Die in der Vergangenheit unklare Aufteilung von Aufgaben, Verantwortung und Befugnissen zwischen dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) ist durch die Zusammenführung der Kompetenz in der BGE beendet worden. „Wir sind überzeugt davon, dass wir die Ungewissheiten, die sich aus der schwierigen Konstellation in der Vergangenheit ergeben haben, in der BGE in den Griff bekommen“, so die Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung Ursula Heinen-Esser.
Salzgitters OB Frank Klingebiel reagiert zurückhaltend auf die erneute Verschiebung des geplanten Fertigstellungstermins. „Ob und inwieweit diese Einschätzung wirklich belastbar ist, werden die nächsten zehn Jahre zeigen“, teilt er mit. Er habe wie die Bevölkerung in der Region die klare Erwartung, „dass eine Neubewertung von Schacht Konrad nach dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik und auch unter dem Aspekt der Rückholbarkeit erfolgen muss“.