Mütterzentrum in Salzgitter: Halbzeit für Altersrand-Projekt
Halbzeit am „Altersrand“: Das Forscherteam und die Leitung im Mütterzentrum stellten das Modellprojekt den Gästen vor. Foto: oh

Mütterzentrum in Salzgitter: Halbzeit für Altersrand-Projekt

SZ-Bad. Das SOS-Mütterzentrum sorgt wieder bundesweit für Furore. Mit dem Modellprojekts „Wir schauen über den Altersrand – gemeinsame Betreuung von Kindern und Alten“ weckt es das Interesse in vielen Kommunen, wie sich bei einem Thementag zeigte. Gefördert wird der „Altersrand“ für drei Jahre von der Stiftung Skala und dem Land Niedersachsen.

Seit anderthalb Jahren gibt es den „Altersrand“. Jetzt ist Halbzeit. Das Projekt-Team stellte Besuchern aus Deutschland vor, was die Beteiligten im Alltag erleben, wie es von außen wahrgenommen wird und welchen Nutzen die Gesellschaft hat. In ihrem kurzweiligen Vortrag erinnerte die Bremer Soziologin Annelie Keil daran, dass es nicht nur ein ganzes Dorf braucht, um Kinder zu erziehen, sondern auch um zufrieden alt zu werden.
Der „Altersrand“ besteht aus der Kindergartengruppe Lotte & Co und den Tagesgästen des Altenservice, die zum Teil körperlich und geistig eingeschränkt sind. Es wird zusammen gegessen, gespielt oder auch einfach nur zugehört und geschmunzelt, wenn die beiden Jungen am Tisch darum wetteifern, wer die größte Portion Nudeln schafft. Und wenn ein Steppke nicht an den Wasserkrug kommt, hilft ihm die 82-jährige Tischnachbarin. Das Miteinander wirkt zwanglos und selbstverständlich. Zu verdanken ist diese Leichtigkeit den Mitarbeiten, die erfinderisch sein müssen, denn für diese Art der gemeinsamen Betreuung gibt es kein Vorbild in Deutschland.
Außerdem müssen sie gesetzliche Vorgaben einhalten und die unterschiedlichen Ansprüche der jeweiligen Angehörigen erfüllen. „Eltern erwarten ja normalerweise, dass Kinder sinnvoll pädagogisch beschäftigt werden, während für die Angehörigen der alten Menschen der Wohlfühlfaktor im Vordergrund steht“, sagt Melanie Schulze, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Wer die Kinder und Alten beim „Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Spiel“ beobachtet, kann sich davon überzeugen, dass alle auf ihre Kosten kommen: Spaß haben, lernen, einander verstehen und helfen. Für Kinder ist das die beste Voraussetzung um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Für die alten Menschen ist es die beste Voraussetzung, um aktiv zu bleiben.
„In dem Modellprojekt wird darauf geachtet, dass die Menschlichkeit nicht vor lauter Professionalität und Vorschriften auf der Strecke bleibt“, sagt Michael John aus dem Expertenkreis, der sich regelmäßig trifft und austauscht. „Für diesen Blick von außen sind wir dankbar“, so Projektleiterin Hildegard Schooß und fügt hinzu: „Sonst würden wir ja nur in unserem eigenen Saft schmoren.“