Mobilitäts-Museum in Salzgitter-Salder: Erst das Grundstück, dann der Rest

Mobilitäts-Museum in Salzgitter-Salder: Erst das Grundstück, dann der Rest

Erst kommt die Grundstücksfrage, dann der ganze Rest. Nach diesem Prinzip verfährt die Stadt Salzgtitter derzeit beim Mobilitätsmuseum. Dessen künftiger Standort in Salder soll bis Anfang September klar sein, hieß es in einer Bürgerinformation im Gala Hof. Die verlief für die Kritiker und Anwohner eher unbefriedigend. Auf viele Fragen zu Konzeption, den Baukosten und Verkehrsbelastungen gibt es bisher keine Antworten.

Sieben Grundstücke hat die Stadt Salzgitter derzeit im Blick als mögliche Standorte für ein etwa 6000 Quadratmeter großes Mobilitätsmuseum in Salder. Erst wenn dazu eine Entscheidung getroffen ist, lassen sich Fragen zu Konzeption, Kosten und Verkehrsbelastungen beantworten. Plan: Stadt Salzgitter

Die Stimmungslage im vollbesetzten Saal des Galahofes war angespannt, aber sie kippte nicht. Die Stadt präsentierte  vor gut 80 Zuhörern ein kompetent besetztes Podium. Außer  Pressesprecher Norbert Uhde als Moderator waren Kämmerer Ekkehard Grunwald, Baudezernent Michael Tacke und Museums-Chef Jörg Leuschner gekommen, um „im Interesse einer offenen Kommunikation“ über das in Salder geplante Mobilitätsmuseum zu informieren.

Warum dieses unbedingt in dem Ortsteil stehen muss, dürfte den meisten Besuchern auch nach zwei Stunden Vortrag und Diskussion nicht ganz klar geworden sein. Ohnehin traf die Stadtspitze auf eine kritische Zuhörerschaft, die aber nicht grundsätzlich gegen ein Mobilitäsmuseum war. Vielmehr herrscht Skepsis gegenüber dem auf Salder fokussierten Verfahren und dem Umgang mit dem Gutachten, in dem die favorisierte Variante eher schlechte Noten erhielt.

„Webfehler“ im Gutachten

Die Stadt, die einen transparenten Prozess mit mehreren Bürgerversammlungen anstrebt, hat die Expertise und alle weiteren Unterlagen mittlerweile im Internet veröffentlicht. Dort können nun alle Interessierten nachlesen, dass die Gutachter wenig überzeugt sind von der Idee, die Alstom/LHB-Fahrzeugsammlung zu übernehmen und zu einem Museum mit dem Schwerpunkt Arbeit und Mobilität auszubauen.

Grunwald erinnerte an die breite politische Mehrheit im Rat, die per Beschluss das Konzept trägt und die Verwaltung beauftragt hat, bis Ende des Jahres einen Beschlussvorschlag zu machen. Im Gutachten habe die Stadt ein paar „Webfehler“ ausgemacht und sei deshalb von der Empfehlung dort abgerückt, hieß es. Laut Grunwald gibt es für die Ausstellung auch noch keine fertige Konzeption.

Die hängt unter anderem vom Grundstück ab, das für den Bau des laut Tacke voraussichtlich 6000 Quadratmeter großen Museums noch auszugucken ist. Sieben Flächen befinden sich nach seinen Worten in der engeren Auswahl. Eine vom Oberbürgermeister einberufene Projekgruppe beschäftigt sich nun vorrangig um Eigentumsverhältnisse, Umweltverträglichkeit, Hochwasserschutz und Verkehrsanbindung.

Vom genauen Standort hängt am Ende alles ab:  Konzeption, Zufahrt und vor allem die Kosten. Letztere waren ein weiterer Punkt, der viele Anwesende am Sinn des Projektes zweifeln lässt. Die in der Öffentlichkeit genannte Investition von 3,9 Millionen Euro wurde nicht nur von Vertretern der Bürgerinitiative „proSal“ als unrealistisch eingestuft. Neun bis 15 Millionen Euro hielten die Redner für wahrscheinlicher.
Grunwald erinnerte an die politische Vorgabe, dass die Stadt mindestens 95 Prozent der Bausumme von außen über Zuschüsse und Stiftungen einwerben müsse.
Auch das konnte die Skeptiker kaum besänftigen, zumal nicht nur die Frage nach den Betriebskosten unbeantwortet blieb, sondern auch die nach den möglichen Besucherzahlen. Für die von der Stadt prognostizierten 160.000 Gäste gab es an dem Abend keine gesicherte Berechnung. Selbst die 80.000 Besucher, die aktuell für das Stadtmuseum genannt werden, muss die Stadt  weitgehend schätzen. Die meisten kommen zu den Großveranstaltungen wie Museumsfest und Kultursommer.

„Bundesliga oder Friedhof“

Doch es gab auch Museums-Befürworter, die sich mehr Mut und Entschlossenheit bei den Bürgern wünschten. Sie nannten Wolfsburg als Beispiel, das durch Projekte wie Autostadt und Phaeno einen Imagewechsel schaffte, den Einwohnerrückgang stoppte. Salzgitter stünde vor der Wahl: „Entweder mit dem Museum Bundesliga oder Friedhofsruhe.“

Die Diskussion geht weiter. Für Anfang September plant die Stadt ihre nächste Bürgerinformation über den Standort. Im Oktober will sie dann Konzeption und Verkehrsführung  vorstellen. rwe