Das Gesundheitsmanagement bei MAN in Salzgitter gilt konzernweit als Vorbild

Das Gesundheitsmanagement bei MAN in Salzgitter gilt konzernweit als Vorbild

Jeder Euro in die Gesundheit seiner Mitarbeiter ist für einen Unternehmen die beste Investition in die Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt Salzgitters MAN-Gesundheits-Chef Uwe Rohrbeck. Im Rahmen der Reihe „WIS vor Ort“ stellte der Allgemein- und Arbeitsmediziner den Vertretern aus der Wirtschaft das preisgekrönte Gesundheitsmanagement im Werk in Watenstedt vor.

Das Heben übernehmen bei MAN die Maschinen: Norman Kühne setzt ene Bremssattelscheibe in eine Achse ein.

„Gesunde Mitarbeiter als Erfolgsfaktor für Unternehmen“ hatte Salzgitters Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft den Abend bei der MAN Truck & Bus AG überschrieben. Das Werk gilt im Konzern als Vorbild und Maßstab für die anderen Werke, wenn es um das Gesundheitmanagement geht. Motor dabei ist Uwe Rohrbeck, seit 1991 Leiter des Gesundheitsdienstes.

Der Facharzt nahm sich in einem Podiumsgespräch unter anderem die Norweger als Beispiel, die bis zum 65. Lebnesjahr ohne weitreichende Einschnitte arbeiten. Bei den Deutschen treten laut Rohrbeck dagegen ab 55 Jahren verstärkt die Beschwerden auf. Mit entsprechenden Einsatz in die Gesundheit sei daher eine Erhöhung des Rentenalters in vielen Bereichen weniger problematisch, so die These.

Allerddings stand das Thema bei MAN nicht immer so im Fokus. Der Betrieb machte vielmehr aus der Not eine Tugend. Denn das Durchschnittsalter in den Hallen und Büros liegt bei mittlerweile 47,4 Jahren.

Alle Arbeitsplätze analysiert

Mit Blick auf die demographische Entwicklung, dem Strukturwandel hin zu mehr Kopfarbeit und dem drohenden Fachkräftemangel  kümmert sich MAN in Salzgitter seit sechs Jahren gezielt um die Gesundheit seiner Leute. Mit beachtlichem Erfolg. 2009 wurde das Werk nach eigenen Angaben nominiert für den Deutschen Arbeitsschutzpreis, 2012 erhielt Salzgitter den Corporate Health Award.

Zuvor hatten Gesundheitsdienst und Betriebsrat gemeinsam die körperlichen Strapazen an den Arbeitsplätzen analysiert. Danach bezogen sich 80 Prozent aller Atteste in der Produktion auf das Heben und Tragen, aber auch Ziehen und Schieben belasten das Muskel-Skelett-System nachhalitg. Eine Überprüfung 2008 ergab noch 68 „rote Arbeitsplätze“, die mittlerweile alle umgerüstet wurden. Fast jeder Platz ist ergonomisch optimiert und altersgerecht gestaltet. Die Mitarbeiter dürfen nichts heben oder schieben, was schwerer als 12,5 Kilogramm ist. Diesen Job übernehmen die Maschinen.

Von den Maßnahmen profitiert vor allem das Unternehmen selber. Nach einer Studie, die MAN München in Auftrag gegeben hat, spart jeder Gesundheitseuro zwischen zweieinhalb und zehn Minuten Arbeitsunfähigkeit und zusätzlich etwa 2,30 bis 5,90 Euro für Medikamente und ärztliche Behandlungen. So hat die Investiton einen mindestens fünffachen Nutzen für den Arbeitgeber und die Sozialkassen.

„Kultur der Achtsamkeit“

Allerdings sollten die Firmen  ihre Mitarbeiter anhalten, auch aktiv zu sein, ergänzte MAN-Betriebsbrat Christian Jachmann. Er nannte Gesundheitsschichten und -checks als Beispiele, die Förderung von Weight-Watcher- oder Nichtraucherkursen oder auch Firmenrabatte in Vereinen oder Fitness-Studios.

Er berichtete von anfänglicher Skepsis in der Belegschaft, die sich aber gelegt habe. Betriebsklima, Motivation und Leistungsfähigkeit hätten sich verbessert. Um solche Ergebnisse zu erreichen, sei es aber unerlässlich, der Gesundheit ein eigenes Budget und den Planungen auch Zeit zu geben.

Der Wille zu einem gesunden Betrieb müsse daher vor allem an der Spitze vorhanden sein, hieß es. Rohrbeck sprach von einer „Kultur der Achtsamkeit für die Gesundheit“. Die Unternehmensleitung sollte dabei möglichst als Vorbild agieren. Wenn das Wohlbefinden der Beschäftigten einen hohen Stellenwert genießt, so kommt   das auch den Führungskräften auf mittlerre Ebene entgegen. Ihre Leistung werde heute nicht allein an der Produktivität ihrer Abteilung gemessen, sondern oft auch an den Fehlzeiten der Mitarbeiter.