Peiner Goldschmiedin erzählt über ihre Arbeit
Erster Arbeitsschritt: Goldschmiedemeisterin Britta Ahrens schmilz das Edelmetall in einer Schmelzschale. Foto: th

Peiner Goldschmiedin erzählt über ihre Arbeit

Peine. Es riecht metallisch. Und etwas nach Säure. „Das ist die Schwefelsäure, in die die Schmuckstücke zum Beizen kommen.“ Britta Ahrens weiß, wovon sie redet. Vor etwa 30 Jahren hat sie ihre Lehre zur Goldschmiedin beendet und noch immer ist sie mit Freude und Elan dabei. „Ich habe Leidenschaft und Hobby zum Beruf gemacht“.

Etwas Handwerkliches wollte sie nach der Schule machen und gleichzeitig ihre künstlerische Ader ausleben. Beides vereint der Beruf des Goldschmieds: Britta Ahrens kann ihrer Leidenschaft fürs Gestalten nachkommen und selbst etwas herstellen.
Viel Platz zum Arbeiten braucht sie dabei nicht. Die meiste Zeit verbringt sie an einem kleinen Werktisch. Für das Schmelzen des Ausgangsproduktes und die Politur des fertigen Schmuckstücks gibt es eigene Arbeitsbereiche. Sehr wichtig ist zudem die genaue Waage. In der Regel wird kein reines Gold für die Schmuckherstellung verwendet, sondern eine Mischung aus verschiedenen Metallen. Beigemischt werden unter anderem Silber, Kupfer oder Kadmium.
Nach dem Wiegen kommt das Edelmetall in die Schmelzschale. Die entstehende Flüssigkeit wird anschließend in eine spezielle Form gegeben, die Einguss genannt wird. Die Wahl des Eingusses entscheidet, ob das eingeschmolzene Metall als flaches Blech oder rundes Drahtstück aushärtet. „Für einen Ring benötige ich zum Beispiel einen Draht“, so Ahrens.
Im nächsten Schritt wird das Metall bis zur gewünschten Dicke gewalzt. Das runde Stäbchen, welches einmal ein Ring werden soll, erhält eine Flache Form. Anschließend kann es mit zwei Zangen rund gebogen werden. „Das unterscheidet den Goldschmied vom Hufschmied. Während sich Stahl nur heiß verformen lässt, ist Gold kalt formbar.“
Nach dem Biegen weist der Ring noch eine kleine Öffnung auf, die Britta Ahrens mit dem sogenannten Lot verschließt. Das Lot sind winzig kleine Stücke aus Metall, welche den gleichen Feingehalt, aber eine niedrigere Schmelztemperatur als der Ring aufweisen. „Das ist wichtig, denn sonst würde der Ring schließlich auch wieder schmelzen.“
Zum Schmelzen des Lots verwendet die 52-jährige Goldschmiedemeisterin ein Mundlötrohr. Der Finger reguliert dabei die Flammengröße, der Mund gibt über einen kleinen Schlauch Luft zu. „Das ist meine Lieblingsmöglichkeit. Allerdings erreiche ich damit nur Temperaturen bis 1.000 °C. Zum Schmelzen von zum Beispiel Platin reicht das nicht.“
Bevor der Ring anschließend akkurat gerundet wird, nimmt er zur Beize ein Band in der bereits erwähnten Schwefelfsäure. Dadurch wird die beim Löten entstehende dunkle Schicht entfernt. Mit Feile, Schmirgellatte und Poliermotor erhält das fertige Schmuckstück anschließend seinen Feinschliff.
„Diese Arbeitsschritte sind letztendlich bei allen Schmuckstücken gleich. Allerdings variieren sie natürlich, je nachdem, welche Form das Endprodukt haben soll“, macht Ahrens deutlich. Soll zum Beispiel eine Brosche hergestellt werden, wird statt einem Draht ein Blech benötigt. Eine Fassung wiederum wird ebenfalls aus einem passend gewalzten Draht hergestellt.
Anders als in vielen anderen Handwerksberufen hat sogar der Schleifstaub einen gewissen Wert. Daher wird bei der Herstellung von Schmuck genau darauf geachtet, kein noch so kleines Körnchen des Metalls zu vergeuden. Unter dem Arbeitsplatz fängt ein gespanntes Tuch heruntergefallene Partikel auf. Selbst Schleifpapier und Kehricht werden zur Rückgewinnung des Edelmetalls gesammelt. „Gold ist daher wohl das am besten recycelte Produkt der Welt.“