Probleme kennen keinen Feierabend

Probleme kennen keinen Feierabend

Von Marit Kleindienst
Wolfsburg/Gifhorn. Wenn andere schlafen, sind sie unermüdlich im Einsatz: die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge Wolfsburg, die auch für den Raum Gifhorn zuständig ist. Denn Probleme und Ängste schlafen auch nachts nicht und so klingelt das Telefon bei den Mitarbeitern rund um die Uhr.

„Sorgen kann man teilen – auch nachts“

„Sorgen kann man teilen – auch nachts“ heißt dementsprechend das Motto der Telefonseelsorger. 20 Prozent aller Anrufe werden von 22 bis 6 Uhr geführt, weiß Petra Kretschmer, die Leiterin der TelefonSeelsorge Wolfsburg zu berichten. Nachts ist das Umfeld besonders ruhig. Dienste bei Nacht vermitteln mehr noch als tagsüber ein gutes Gefühl anonymer Vertrautheit bei den Anrufenden. Und auch die Seelsorger spüren die Atmosphäre der Nachtstunden.
„Nachts Dienst zu tun, ist schon etwas Besonderes“, beschreibt die Seelsorgerin. „Wenn ich herfahre, sind die Straßen leer, die Dienststelle ist ruhig, keine Flurgespräche. Eine Nachtschicht bedeutet in besonderer Weise einzutauchen in akut schwierige und oft hoffnungslos scheinende Lebenssituationen von Anrufenden“, weiß Kretschmer. Nicht nur die Stimmung ist nachts anders, sondern auch die Sorgen, mit denen die Hilfesuchenden anrufen. „Stärker als am Tag erreichen uns nachts Fragen um Einsamkeit. Zu den genannten Problemen spüre ich dann ein noch höheres Maß an Offenheit. Der Wunsch von Anrufenden, sich einzulassen auf Sinnfragen, in der Gewissheit, aufgefangen zu werden und dabei keine Bewertung zu erfahren, ist nachts noch größer als tagsüber,“ berichtet Kretschmer. Die Themen sind nachts so vielfältig wie am Tage. Auch gibt es sowohl tags als auch nachts viele Menschen, die einen zweiten Anlauf brauchen. „Die anrufende Person legt gleich wieder auf und ruft später wieder an, weil sie erst Mut braucht“, betont Pastoralpsychologin Kretschmer.

Seelsorger gesucht

Immer mehr Menschen wählen die Nummer der TelefonSeelsorge. Schwierigkeiten im Zusammenleben, Einsamkeit, Krankheit, Misserfolge, das Erfahren eigener Grenzen, der Verlust eines Menschen oder das Gefühl von Sinnlosigkeit machen vielen zu schaffen. Die Anrufenden haben das Bedürfnis sich ihre Sorgen von der Seele zu reden. Auf der anderen Seite des Hörers bieten ehrenamtliche, qualifiziert ausgebildete Frauen und Männer rund um die Uhr ein offenes Ohr für die Anrufenden. Damit das so bleiben kann, sucht die TelefonSeelsorge noch weitere Menschen, die sich vorstellen können, anderen zu helfen, indem sie ihnen am Telefon zuhören oder mit den Hilfesuchenden chatten.

Intensive Ausbildung

Dazu bietet die TelefonSeelsorge eine intensive Ausbildung an, die auf die Seelsorge am Hörer vorbereitet. Sie lernen eigene Stärken, lernen Gespräche hilfreich zu führen und gewinnen mehr Selbsterkenntnis und Sicherheit im Umgang mit anderen. Die Ausbildung erstreckt sich über 300 Unterrichtsstunden, in denen vielfältige Themen erarbeitet werden. Zum Beispiel werden Grundkenntnisse der Gesprächsführung vermittelt, soziale Kompetenzen und verdeckte Ressourcen gefördert und ein persönlicher Kommunikationsstil ausgebildet. Wer sich zu dem Ehrenamt berufen fühlt, sollte Einfühlungsvermögen, eine positive Grundeinstellung zum Leben, Konfliktbereitschaft, Teamfähigkeit, psychische Belastbarkeit, Verschwiegenheit und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Grundfragen des christlichen Glaubens mitbringen.


Wer ehrenamtlich bei der TelefonSeelsorge mitarbeiten möchte, kann sich dienstags von 13.30 bis 15 Uhr oder donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr unter Telefon 05361-398720 informieren und anmelden. Möglich ist auch eine Kontaktaufnahme per Mail: telefonseelsorge.wolfsburg@evlka.de oder per Post: TelefonSeelsorge Wolfsburg, Postfach 101022, 38410 Wolfsburg.

Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter www.telefonseelsorge-wolfsburg.de. Die Notrufnummer der TelefonSeelsorge ist die 0800-1110111. Auch kann Kontakt über das Internet: www.telefonseelsorge.de aufgenommen werden.