Ganz Gifhorn ist sauer über miese Post-Zustellung
Postzustellung: In Gifhorn ist dies derzeit ein großes Thema, viele Bürger beschweren sich über „unhaltbare Zustände“. Foto: Archiv

Ganz Gifhorn ist sauer über miese Post-Zustellung

Gifhorn. Viele Gifhorner sind sauer! Tagelang bleiben Briefkästen leer, Post wird nicht zugestellt. Die Gifhorner sind inzwischen nicht mehr bereit, den Zustand länger hinzunehmen.
Ins Rollen kam der Protest nach einem Zeitungsartikel über Ulrich Busse aus Gamsen. Seit dem 22. Oktober blieb der Briefkasten des 50-Jährigen aus der Hamburger Straße 33b leer, Post wurde nicht mehr zugestellt. Am 5. November landeten dann 26 Briefe auf einen Schlag im Briefkasten des Gamseners, weitere sechs Briefe trudelten am Mittwoch ein. Er machte seinem Ärger öffentlich Luft – und traf damit offenbar den Nerv unzähliger Gifhorner.
Denn in Folge dieses AZ-Artikels über Busse und seine Erfahrungen mit der Post-Zustelllung meldeten sich viele weitere Betroffene in der Redaktion oder kommentierten den Artikel im Internet. „Da muss etwas passieren, auch wichtige Ratspost wird mit tagelanger Verspätung zugestellt“, schimpft beispielswiese SPD-Fraktionschef Ulrich Stenzel. Eine Vorbereitung auf wichtige Themen für Rat und Fachausschüsse könne darum nicht stattfinden.
Die Post werde verspätet oder gar nicht zugestellt und lande mitunter auch im falschen Briefkasten, beklagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider aus dem Gifhorner Finkenhain die Situation. „Dies ist ein Zustand, der nicht akzeptabel ist“, ist Schneider sauer. „Rechnungen, die bezahlt werden müssen, können nicht termingerecht überwiesen werden, Unterlagen vom Steuerberater mit Fristsetzungen erreichen mich nicht und abonnierte Zeitungen sind bei Auslieferung nicht mehr aktuell“, so Schneider. Nach einem Beschwerde-Brief habe der Kunden-Service der Post die Missstände zugegeben. „Leider ist immer noch keine Verbesserung der Zustellung zu verzeichnen.“
Auch Heinrich Stand aus dem III. Koppelweg östlich der Tangente ist sauer – und will nun einen Rechtsanwalt einschalten. „Das ist Postunterschlagung.“ Er habe erst vor einigen Tagen einen am 25. Oktober abgestempelten Brief vom Landkreis bekommen. „Das ist ein unhaltbarer Zustand.“
Gisela John erschien am Dienstagmorgen als Zeugin vor Gericht – umsonst. Die Verhandlung wurde verschoben. Die Nachricht des Gerichtes lag erst am Dienstagmittag zusammen mit einem Stapel Post bei ihr im Briefkasten, obwohl die Nachricht am 2. November abgeschickt worden war. „Da die Post im Lehmweg 22 schon eineinhalb Wochen nicht mehr kam, hatte auch ich die wichtige Terminabsage nicht erhalten“, so John.
Bereits vor drei Wochen wartete Horst Kutscher aus Dannenbüttel vergebens auf seine Post. „Dann lagen plötzlich 18 Briefe im Briefkasten. Hier versagt die Post in ihrem Kerngeschäft in einer nicht hinnehmbaren Weise.“
Seit zwei Wochen wartet Frank Thiemann aus Dannenbüttel auf Post. Am Dienstag erreichte ihn eine Anfrage seiner Versicherung – die Unterlagen wurden am 30. Oktober gesendet. Dreimal wählte Thiemann die Nummer des Kundenservices der Post und erhielt die Nachricht, sein Anliegen werde weitergeleitet, „ob ich überhaupt Post erwarten würde, es seien keine Störungen bei der Zustellung bekannt“. Seine Nachbarn berichteten über dieselben Probleme. „Und das Schlimmste: Man hat als Bürger überhaupt keine Handhabe.“
Nicht ganz, meint Andrea Böttcher auf Facebook dazu: „Beschweren, beschweren, beschweren! Nur so kommt die Post in Zugzwang.“
Über Zustell-Probleme in Triangel berichtet Maria Wladimirownan in ihrem Kommentar, Anne Kahl aus Platendorf beklagt in Neudorf-Platendorf eine ähnliche Situation. Natascha Günther (Stüde) und Silvana Friedrich (Grußendorf) kennen den Post-Ärger ebenfalls. Jörg Fritz aus Gifhorn nimmt’s mit Galgenhumor: „Ein Brief wurde erst sechs Wochen später zugestellt – war nur eine Rechnung. Danke, Post.“
Inzwischen hat auch Bürgermeister Matthias Nerlich Dampf gemacht. „Zurzeit sprechen mich immer häufiger Menschen unserer Stadt an, die sich über die Zustellung ihrer Post beklagen und mich darum bitten doch diesbezüglich etwas zu unternehmen“, sagt Nerlich. In einem Brief hat sich Nerlich nun an den Vorstand der Deutsche Post AG, Dr. Frank Appel, gewandt. „Die Deutsche Post AG zeichnet für eine Dienstleistung verantwortlich, die für ein reibungsloses und erfolgreiches Funktionieren des privaten, wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens unverzichtbar ist. Insofern bitte ich Sie dafür zu sorgen, dass dieser unhaltbare Zustand nicht länger andauert“, heißt es in dem Brief, der auch an den Bundestagsabgeordneten Hubertus Heil gesandt wurde.
Post-Sprecherin Maike Wintjen spricht vom „Zusammentreffen von zwei unglücklichen Ereignissen“, die vermutlich Auslöser für den Vorfall in Gamsen und auch in anderen Bereichen der Stadt gewesen sind. „Wir hatten ein hohes Sendungsaufkommen, parallel dazu gab’s diverse Personalausfälle“, räumt Wintjen ein. Inzwischen sei der Post-Stützpunkt Gifhorn personell verstärkt worden.

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