Altes Klinik-Gelände in Gifhorn: Fachleute bemängeln Geschäftsgebaren der Offizin AG
Weiterhin unklare Zukunft: Die Berliner Offizin AG wollte auf dem alten Klinik-Areal ein großes Bauprojekt starten. Nun gibt es zunehmend Kritik an der Berliner Firma. Foto: Photowerk

Altes Klinik-Gelände in Gifhorn: Fachleute bemängeln Geschäftsgebaren der Offizin AG

Gifhorn. Seit Jahren liegt die Fläche an der Bergstraße, auf der einst das Kreiskrankenhaus stand, brach (hallo berichtete). Eine Nachnutzung lässt auf sich warten. Der Verkauf des Areals ist ins Stocken geraten, selbst eine Rückabwicklung scheint momentan nicht denkbar. Käufer Offizin AG und Verkäufer Helios liegen über Kreuz.
Inzwischen mehren sich kritische Stimmen über die Geschäftspraktiken von Offizin. Unter der Überschrift „Risiko für Anleger?“ befasst sich zum Beispiel die Schutzgemeinschaft für geschädigte Kapitalanleger (SGK) aus Berlin auf ihrer Homepage mit Offizin und stellt unter anderem fest: „Die Kontinuität beim Personal lässt sich beim Management der Offizin AG über die Jahre nicht finden.“ Häufig wechselnde Vorstände, „keine Bilanz für das Geschäftsjahr 2014, gleichwohl drei verschiedene Versionen für das Geschäftsjahr 2013“: Die SGK ist skeptisch.
In das gleiche Horn stößt eine Anwaltskanzlei aus Konstanz, die sich auf Kapitalanlagerecht spezialisiert hat. Das Offizin-Geschäftsmodell sehe vor, Immobilien „weit unter dem Verkehrswert zu erwerben und zeitnah mit erheblichem Gewinn zu verkaufen“ – Anleger würden mit hohen Renditen geworben. „Im Zuge unserer Recherchen fiel uns auf, dass auf der Homepage der Offizin AG (Stand 04.03.2016) keine anlagerelevanten Inhalte mehr zu finden waren“, stellte man fest. Mittlerweile sei auch die Webseite des Unternehmens nicht mehr erreichbar. Auch eine große Berliner Anwaltskanzlei warnt. Offizin-Vorstand Esat Turan wollte sich gegenüber der Aller-Zeitung nicht äußern.
Was derzeit bleibt, sind Erinnerungen an das Siegerkonzept eines städtischen Landschaftsplaner-Wettbewerbs 2012 – von Bürgermeister Matthias Nerlich initiiert. Ein Rechtsstreit zwischen Helios und der Offizin AG hat bisher einen Strich durch diese Rechnung gemacht. „Es hat sich bisher nichts getan“, bedauert Gifhorns Stadtsprecherin Annette Siemer. Dem städtischen Bauordnungsamt würden aktuell keine neuen Erkenntnisse zu dem von der Offizin AG angekündigtem Projekt „Wohnbebauung im Grünen“ vorliegen.
„Wir haben gemeinsame Ziele vor Augen“, hatte im Frühjahr 2014 Offizin-Vorstand Thomas Lieschied versichert. Er hat das Unternehmen jedoch bereits vor Monaten verlassen.
Von Helios-Sprecherin Ulrike Grönefeld war für die Aller-Zeitung keine Stellungnahme zu erhalten. Sie hatte Ende März mitgeteilt, dass Helios von dem Vertrag mit der Offizin AG zurückgetreten sei. Offizin habe den Kaufpreis für das Gelände des ehemaligen Krankenhauses nicht gezahlt. Der Käufer widersetze sich jedoch der Rückabwicklung.