Ist der Ärztemangel schuld?

Ist der Ärztemangel schuld?

Wolfsburg. Nach vielen Beschwerden über lange Wartezeiten und Fehldiagnosen in der Notaufnahme des Wolfsburger Klinkums präsentierten die Verantwortlichen nun Zahlen und verteidigten ihr Behandlungssystem.

Viele Beschwerden wegen langen Wartezeiten in der Notaufnahme. Foto: Hensel

Der öffentliche Protest von CDU-Ratsfrau Simone Horstmann, die sich über stundenlange Wartezeiten ihrer Mutter in der Notaufnahme beklagte, hatte eine Beschwerdewelle losgetreten. Viele Patienten erlebten Ähnliches – aufgezählt wurden Wartezeiten von bis zu 13 Stunden und Fehldiagosen.

OB Klaus Mohrs erklärte: „Wir werden den Fall aufarbeiten. Lange Wartezeiten sind generell nicht akzeptabel, bei leichteren und nicht vorhersehbaren Fällen aber nicht auszuschließen.“ Er nehme die Beschwerden aus der Bevölkerung ernst, dennoch sei der überwiegende Teil der Patienten mit der Behandlung und der Wartezeit in der Notaufnahme zufrieden.
Dr. Bernadett Erdmann leitet die Notaufnahme und erklärte, dass 50 Prozent der Patienten keine Wartezeit bis zum ersten Arztkontakt haben, alle anderen würden nach einer Ersteinschätzung eingestuft, sodass Schwerkranke möglichst gleich an die Reihe kommen.

Gründe, warum die Patientenzahl steigt und viele mit den Wartezeiten unzufrieden sind: Die Zahl der Patienten, die ambulant versorgt werden und wieder nach Hause können, steige stetig an, in Wolfsburg sind 20 Hausarztplätze unbesetzt, die Kassenärztliche Vereinigung habe den Notdienst der Chirurgen gestrichen, der Ärztemangel mache sich auch in der Notaufnahme bemerkbar, die Fluktuation sei generell hoch und nicht alle frei werdenden Stellen können sofort wiederbesetzt werden. Die Forderung, dass die reiche Stadt Wolfsburg mehr Ärzte einsetzen könnte, funktioniere nicht: „Wir müssen uns aus unseren Einnahmen selbst finanzieren, das ist gesetzlich so geregelt“, so Prof. Karl Ulrich Petry, ärztlicher Leiter.

Klinikum Fallzahlen

• 2010 wurden 30.247 Patienten in der Notaufnahme behandelt, 2011 waren es 32.800 und 2012 sogar 33.915. Davon wurden 21.516 ambulant behandelt und konnten wieder nach Hause.
• Nach einer Ersteinschätzung durch Pflegepersonal sind 47 Prozent der Patienten in der Notaufnahme leichte Fälle, viele von ihnen sind damit Fälle für den Notdienst der Haus- und Fachärzte.
• Die Zeiten von der Aufnahme bis zum Ende der Behandlung dauern im Durchschnitt 109 Minuten.
• 61 Prozent der Patienten sind sehr zufrieden, sie mussten bis zum ersten Arzt-Kontakt nur sehr kurz warten.